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nieder! Der Bürger unter dem Konsul! – an sich gut aus­gedacht, aber schlecht ausgeführt!“ Später interessierte das Schießen vor dem schöngeschmückten Schlosse, ehe oben drin die Verfassungsurkunde überreicht worden sei. Das Schießen der Infanterie ging gut; die Kommunalgarde hatte 2 Vorschüsse und 3 Nachschüsse – worüber herzlich gelacht wurde. Als sich das wiederholte, wurde der Kommandant Oberst Krug von Nidda wütend. Nun dringen die jungen Leute in das Schloß, sehen das „herrliche Marketendermädchen“; einer von der Gesellschaft be­richtet von ihren Taten mit Marcolini.[1] Jetzt wollen sie auf den Schloßturm hinauf, aber die Posten verbieten es. Da kam­pieren sie, wie er sagt, im Hofe. Der Staatswagen für den Landtagsmarschall kommt mit 6 Pferden bespannt. Die Hengste der königl. Vorreiter entzücken sie. Da – die Konstitution ist vom König dem Landtagsmarschall Grafen von Bünau über­geben! – 101 Kanonenschüsse. Endlich kam der stolze Steuer­rat Schmieder und trug das Kissen mit der Verfassungsurkunde. Nun stürzten sie hinaus nach dem Neumarkt und sahen zwischen der Haie, die Militär und Kommunalgarde bildeten, den Zug der Landtagsmitglieder nach dem Landhaus. Am Abend aber wurde ein Kahn gemietet, und die Familie fuhr auf der Elbe einher und sah von da aus das Feuerwerk an, das zur Feier des Tages auf der der Brühlschen Terrasse gegenüber gelegenen Elbwiese abgebrannt wurde. Wanderung durch die Stadt, Be­wunderung oder Bekrittelung der öffentlichen Illumination be­schlossen den Tag.

Am kommenden Sonntag wohnte er bei strömendem Regen der Abholung der Fahnen bei, die von den Innungen wieder von dem Säulenbau vor dem Rathaus abgebracht werden sollten. Trotz der Unbill der Witterung ging es gut vonstatten; auf dem Neumarkt wurde noch zum Schluß „Den König segne Gott“ gesungen; dann freilich passierte es dem Fahnenträger der Schneiderinnung, daß er die Fahne in den Straßenschmutz fallen ließ.

Da war denn all die lebhafte Bewegung, die gerade etwa ein Jahr lang die Sachsen und namentlich die Dresdner beunruhigt hatte, zum Abschluß gekommen.


  1. Eine mir nicht verständliche Anspielung.
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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/124&oldid=- (Version vom 9.3.2024)