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Grotte liegen, erblicken des Prinzen Reittiere und seinen Beicht­vater, den Pater Francesco. Sie treten an das Wildgatter und locken die Hirsche heran. Vergnügt geht es zurück nach Freund Schnabels Weinberg. Im Bett wird noch gesungen, geraucht und Horaz gelernt. „Draußen heulte der Sturm, uns wiegte er aber in den Schlaf“.

Wenn es dann wieder nach Dresden zurückgehen soll, be­steigen sie wohl das gerade anhaltende Pillnitzer Küchenschiff und fahren auf ihm herein. Sie treffen einen Studenten, der schon zwei Jahre auf Reisen ist. Sie hören seinen Erzählungen gespannt zu und führen ihn, in Dresden angekommen, nach dem kleinen Rauchhaus, das bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts als eine gute Unterkunft für bescheidene Leute galt.

Wie freute sich der Stadtsohn, wenn er bei einer Wan­derung nach Kreischa 25 Weiber auf dem Hof sitzen sah, die Schafe auf ihren Schoß gebunden hatten und nun die Schur vornahmen. Wie lustig ein Ausflug mit befreundeten Mädchen früh 8 Uhr nach Lockwitz zum Rittergutspachter! Sie dringen in die Kirche vor, ein Bauernjunge tritt die Bälge zu des Kreuzschülers Orgelspiel; es folgen Spiele im Garten, ein lustiger Besuch bei Grellmanns, ein Tänzchen; zu Fuß geht’s nach Hause. Ebendahin bringt sie eine Winterfahrt zum Ball trotz genagelter Schuhe. Nachts 1 Uhr ist der lustige Abend zu Ende. Es wird noch eine Zigarre geraucht; die Dresdner Geheimratstöchter versuchen es auch, doch will es ihnen nicht schmecken. Mit Nüssen reich versehen, kriechen sie in die Betten und „fressen“ darauflos; im Nebengemach sind die Mädchen ge­bettet. Da geht denn ein lustiges Klopfen an den Wänden los.

Stärkere Ansprüche stellte eine Wanderung nach Weesenstein in den Großen Ferien. Früh 5 Uhr geht es über die Lugschenke nach Dohna, Falkenhain und so nach Weesenstein. Hier besucht man den Aussichtstempel, dessen Inschrift abgeschrieben wird. Kurz vor Antritt des Heimweges kommt ein furchtbares Gewitter. Als es vorüber ist, was nun? Ein Bauer wird wegen eines Wagens begrüßt: Ja, das habe er schon manchmal getan und 3 Taler dafür bekommen. „O je!“ Nun ging’s durch dicksten

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Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/101&oldid=- (Version vom 8.3.2024)