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146 Holländer und Portugäsen schliessen einen Accord.

unersättigten Fleisches-Lust / zugetragen: wie auch deren eines / ein paar Tage hernach / durch ein augenscheinliches Exempel bekräftiget wurde. Dann gegen meinem Quartier über hatte ein reicher junger Herr für etliche grosse Herren / und Jesuiter / so von Mosambique mit dem Bischoff gekommen waren / ein groß Panquet angestellet. Als zu Abend die Gäste wiederum Sich nach Hause begaben / und der Wirth mit Seiner Frauen schlaffen gieng / stehet die Frau nach zweyen Stunden / als Sie vermeinete / daß der Mann schlieff / heimlich wieder auf / gehet in eine andere Kammer ans Fenster / und erwartet allda Ihren Beicht-Vatter / welcher auch nach zwölf Uhr in der Nacht Sich ein- und unter das Fenster stellete. Die Frau ließ alsbald ein Band zum Fenster herunter / zog damit Seine Strick-Leiter hinauf / und befästigte Sie ans Fenster / der gute Pater stiege darauf hinauf / kroche zum Fenster hinein / und zog die Strick-Leiter nach Sich / welches Ich alles mit Meinen Augen gesehen / dann weil Ich / wegen der vielen Mücken / nicht schlaffen kunnte / hab Ich Mich ans Fenster gesetzt. Indem nun der Confessionarius mit der Absolution über Sein Beicht-Kind her / erwachet der Mann / findet Seine Frau nicht bey Sich / vermerket unrecht / stehet auf / gehet mit dem Degen[WS 1] in die Kammer / findet Sie eben im Werke / und ersticht Sie im Eiffer beyde durch. Hierüber kamen die München bey den Bürgern in grosse Suspicion, welche sagten: Man könnte künftig keinem Beicht-Vatter mehr trauen / weil dieser ein solcher Schein-Heiliger gewesen. Item, daß der Pabst übel thäte / daß Er nicht ein Mandat ausgehen ließ / daß man alle die / so München werden wolten / erst Capunete / so würde viel Unheil nach / und manche Frau ehrlich / bleiben.

Portugäsen accordiren.Inzwischen wurden die Articul ratificirt / und zogen darauf den ersten Tag die Soldaten aus: Den andern die Geistlichen / oder Pfaffen: Den dritten die Burger mit Ihren Weibern / und Kindern; Aber die Weiber waren wie der Tod / nichts als blosse Bein / ein wenig mit einer Haut überzogen.

Den Vierten sind unsere Herrn / und Officiers, in das Castell gegangen / und geplündert.

Holläner ziehen in das Castell.Den fünften liesse man Uns ein: aber ohne Gewehr / und plünderte ein jeder / so gut Er kunnte; Aber unsere Herrn Officiers haben schon zimlich aufgeraumt gehabt.

Ich meines Theils war auch nicht faul / lief alsobald in das Closter / da Ich wohl wuste / daß nicht gar lär seyn würde / und traf einen alten Pfaffen an / der krank lag / und begehrte zu wissen / wo was zu bekommen wäre? Der Autor bekömmt auch eine gute Beut.Er war bald willig / und sagte: So Ich Ihm etwas mitteihlen wolt / wolte Er mir eine gute Beute weisen; fragte dabey / was Ich vor Landsmann wäre? Ich antwortete Ihm auf Portugäsisch: Ich wäre ein Hochteutscher. Darauf fieng er an / mit Mir Hochteutsch zu reden / und sagte; Er wäre ein Oesterreicher von Corneuburg / und wäre schon sechs und dreissig Jahr im Closter; wiese Mir aber ein alt Küssen / das Ich auffschnidte / und fünfhundert St. Thomæ[WS 2] fande; das war Geld / und gilt einer vier Holländische Gulden. Ich blieb aber nicht lang Herr darüber.

Der Autor kommt wieder um seine BeutDen andern Tag hernach / musten Wir wieder zu Schiff bey sechs hundert Mann / und wurden in dem / daß Wir von dem kleinen in das grosse Schiff passirten / Mann für Mann visitiret. Was an Gut war / liesse man einem: aber alles Geld wurde abgenommen. Wann Ich es gewust

Anmerkungen (Wikisource)

  1. im Original: Dtgen
  2. St. Thomæ - eine Goldmünze der Portugiesen; näheres auf der Seite des Britischen Museums: [1]
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste. Nürnberg 1672, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)