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den Besitzer von Kaltenburg anhielt, das Schloß Kaltenburg wieder in baulichen Stand zu stellen, so wußte letzterer der Anforderung dadurch auszuweichen, daß er mit Genehmigung des bayer. Lehenhofes aus dem Material der Burg die Hofgebäude zu Reuendorf wieder neu aufbaute.


34. Urspring mit Reuti.

a. Urspring, ein evang. Pfarrdorf in einem hohen Alpthale, am Ursprung der Lone und an der Landstraße nach Stuttgart, 51/4 St. nördlich von Ulm, mit 283 Einw., C. A. Geislingen, F. A. Blaubeuren. Den großen Zehnten bezieht der Staat, den kleinen und Blutzehnten, und von einigen Güterstücken auch den großen, nebst etwas Heuzehnten die Pfarrstelle. Die Grundlasten betragen 36 fl. in Geld und 186 fl. in Naturalien, und werden mit Ausnahme von 26 fl., welche der Ortsheiligenpflege, und 31 fl., die der Kirchenstiftung Ulm zukommen, von dem Staat erhoben.

Urspring hat, wie Urspring bei Schelklingen, seinen Namen von seiner merkwürdigen Quelle, der Ursprung genannt, wovon vorn S. 11 das Nöthige gesagt ist. Der Ort liegt theils eben, theils am Bergabhange, hat viele gute Häuser, sehr viele, aber mit Stroh bedeckt, ein Schulhaus, 3 Schildwirthschaften und eine Brauerei. In der Pfarrkirche, zur h. Agathe, hängt ein treffliches Gemälde, ein Ecce Homo!, das 1776 zufällig auf dem Boden der Kirche, mit Staub überzogen, entdeckt wurde und von Guido Reni seyn soll (?). Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde, die des Pfarrhauses der Staat. Die Einwohner nähren sich von Ackerbau und Viehzucht und haben eine ausgedehnte Markung. Vor kurzer Zeit gab es hier, wie in Ettlenschieß, noch viele Spindelndreher, der Erwerb hat aber mit der Handspinnerei sehr abgenommen. Von Urspring aus führte die Straße nach Ulm über eine sehr steile und gefährliche Steige, bis ihr 1825 eine andere Richtung gegeben wurde, s. vorn S. 63. Zwischen Urspring und Geislingen zieht die große Wasserscheide hin.

U. hat ein hohes Alter, auf seiner Stelle und weiter hin an der Lone hatten die Römer eine Hauptniederlassung, die Castra ad Lunam, s. S. 75. Eine Kapelle, St. Agathe, die nahe beim Pfarrhaus nördlich stand, und noch im J. 1713 vorhanden war, soll auf Röm. Grund gebaut gewesen seyn. Schon 1108 wurden von Luitgard (vermuthlich von Helfenstein) und von einem Cleriker, Werner v. Urspring, dem Kloster Blaubeuren Güter und die Kirche von U. geschenkt, s. Lonsee. Das Kloster blieb im Besitze der Güter und des Patronatrechts, bis es

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_241.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)