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Ackerfeld ist meist gut und die darauf erzeugte Frucht meist sehr beliebt. Es wird insbesondere auch viel Flachs gebaut.

Unter den Gewerben ist besonders das der Leinenweber stark besetzt: 119 Meister mit 32 Gehülfen. L. war immer ein Hauptsitz der Weberei. Ausserdem hat der Ort fast alle städtischen Gewerbe, 10 Mahlmühlen, einschließlich der 2 Riedmühlen, 4 Öhlmühlen, 1 Ziegelhütte, 10 Schildwirthschaften, eben so viele Speisewirthschaften, 6 Bierbrauereien und seit 1805 auch eine Apotheke, sodann einen Frucht-Wochenmarkt und Kohlenmarkt, 4 Jahrmärkte für Krämer und eben so viele Viehmärkte.

Die Gemeindekörperschaft besitzt ein nicht unbedeutendes Grundeigenthum und eine einträgliche Schafweide, s. S. 192.

Die kirchlichen Verhältniße haben sich seit der Reformation vielfach geändert. Vor derselben waren an der Martinskirche 3 Geistliche, 1 Pfarrer, 1 Frühmesser und 1 Prediger, an der Peterskirche ein Geistlicher und einer an der Leonhards-Kapelle angestellt. Nach der Reformation blieben noch ein Pfarrer und ein Helfer. Der Gottesdienst in der Peterskirche wurde auf eine vierteljährliche Predigt beschränkt. Dagegen wurde 1612 in der Leonhardskapelle zum Besten des Unterdorfs ein noch bestehender sonntäglicher Gottesdienst angeordnet und 1700 noch ein zweiter Helfer angestellt, dagegen wurde 1811 die Stelle eines Helfers an der obern Kirche wieder aufgehoben, so daß der Ort jetzt zwei Geistliche, einen Pfarrer und einen Helfer hat, wovon der letztere noch Pfarrer in Wettingen ist. Die Wohnhäuser der beiden Geistlichen werden von dem Staat, die Kirchen dagegen von der Stiftungspflege, im Nothfall aber von der Gemeinde im Bau erhalten.

Die Schulanstalten bestehen in 6 deutschen Schulen, sodann seit 1826 in einer Industrieschule für weibliche Arbeiten. Das zweite Schulhaus im obern Dorfe war vormals das Wohnhaus des ersten Helfers, es wurde 1811 von der Gemeinde für eine Mädchenschule gekauft.

Ein Armenhaus (Siechenhaus), das in einiger Entfernung von dem Orte steht, dient zur Aufnahme einzelner

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)