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auf die im tiefsten Hintergrunde in die Wolken aufsteigenden Tyroleralpen gewährt. Ein Theil des Orts steigt noch an der Halde hinauf, und die Pfarrkirche liegt auf der Höhe.

Der Schutz, den die umgebenden Berge gewähren, und die Öffnung gegen Süden, macht die Lage von A. ziemlich gelinde. Von der ungewöhnlich großen Sterblichkeit war schon oben die Rede. Der Ort hat ein 1827 neu erbautes Schul- und Rathhaus und 4 Schildwirthschaften und 2 Bierbrauereien. Feldbau und Viehzucht sind die Hauptnahrungsquellen der Einwohner, die Äcker haben größtentheils einen fruchtbaren Boden, und sind zum Getreide- und Flachsbau vorzüglich geeignet; die Wiesen liegen im Gassen- Hirsch- und Hungerbrunnen-Thal. Der Ort hat auch manche städtische Gewerbe, insbesondere viele Weber, er gehört überhaupt zu den besten des Oberamts. Die Gemeinde hat bedeutende Waldungen.

Die Pfarrkirche zu U. L. Fr. wurde 1696 mit Ausnahme des Chors und Thurms, die älter sind, neu erbaut und 1817 renovirt; sie ist groß und hell. Die Baulast liegt auf der Heiligenpflege, die des Pfarrhauses auf dem Staat. In der Sakristei der Kirche hängt das Brustbild Christi, von J. M. Büchler mit einer Reißfeder sehr künstlich auf Pergament gezeichnet. Das Patronat ist landesfürstlich. 1439 wurde die Kirche, mit Vorbehalt der Lehenschaft für die Stadt Ulm, dem dortigen Spital einverleibt. 1436 stiftete Dr. Heinrich Neithardt, Domherr in Constanz und Pfarrer in Ulm, eine Prädikatur und Frühmesse, aus welcher man zur Zeit der Reformation ein Diakonat errichtete, welches 1813 mit der Pfarrei verbunden wurde. Unter den Geistlichen des Orts zeichnete sich M. Wolfgang Bachmayer durch eine 1650 verfertigte, nachher in Kupfer gestochene Karte des Ulmischen Gebiets, und Joh. Sigmund Ströhlen durch eine 1765 gemachte Stiftung von 1000 fl. zum Besten der Theologie-Studirenden Söhne Ulmischer Landpfarrer und Landschullehrer aus. Eine gleiche Summe für Theologie-Studirende, auch 100 fl. zum Diakonat und 170 fl. für 8 Ortsarme, denen jährlich am Thomastag der Zins ausgetheilt wird, stiftete

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ulm. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ulm_Seite_158.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)