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Bezirke gefunden hat, ist bekannt. Auch einzelne Orte und Landwirthe sind nicht zurückgeblieben. Auf Betrieb des Stadtschultheißen Bollstetter in Saulgau ist vor einiger Zeit das Saulgauer Ried, das vorher ein nutzloser Sumpf war, trocken gelegt und vor der Hand wenigstens für die Gewinnung von Torf und Gras nutzbar gemacht worden. Unter den einzelnen Landwirthen wirkt insbesondere auch der Domänenpächter Stockmaier zu Lichtenfeld, ein Zögling der Hohenheimer Anstalt, dem der König zur Beförderung der Landwirthschaft drey hofkammerliche Höfe bey Altshausen in einem herabgesetzten Pachte überlassen hat, wohlthätig durch Rath und Beyspiel. Im Allgemeinen steht die Landwirthschaft auf einer höheren Stufe, und wird mit mehr Einsicht betrieben, als man gemeiniglich dafür hält. Damit soll jedoch nicht gesagt seyn, daß sie nicht noch mancher Verbesserung fähig wäre. Es steht ihr namentlich in den sumpfigen Niederungen noch ein weites Feld zur Bearbeitung offen. Neben den, jedoch nicht unübersteiglichen, Hindernissen, welche hier die Natur in den Weg legt, besteht ein Haupthinderniß der Cultur in den allzugroßen Lehenshöfen, und in dem Mißverhältnisse der Bevölkerung und des Viehstandes zu der Grundfläche. Unter den Abgaben wirken, wie gewöhnlich, die Theilgebühren, Landgarben am nachtheiligsten. Überall, wo diese abgelöst, oder in ständige Gülten verwandelt sind, zeigt sich die wohlthätige Wirkung, daß der Acker viel besser, als vorher gebaut und nicht mehr als Stiefkind behandelt wird.

Das Mißverhältniß des Rindviehstandes und der daraus entstehende Mangel an natürlichem Dünger ist Ursache, daß an einzelnen Orten, selbst zu Friedberg, die Felder noch gebrannt werden. Sonst wird fast überall der Gyps viel angewendet, und aus weiter Ferne, von Rottenburg, Rangendingen, Schafhausen etc. hergeholt. Wo es Mergel gibt (s. o.) wird auch dieser benutzt. Zu Saulgau, Herbertingen u. a. O. wurden neuerlich auch Versuche mit Knochenmehl gemacht; sie fanden aber, hauptsächlich wegen der häufigen

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Saulgau. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1829, Seite 057. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Saulgau_057.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)