Seite:Oberamt Ravensburg 113.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wurde 1811 unter Würtemberg in eine Kaserne verwandelt und die Kirche jetzt den Evangelischen ganz eingeräumt. Die Bestimmung zur Kaserne war von kurzer Dauer; i. J. 1817 wurde das Kloster der Stadt käuflich überlassen, die dann ein Schulhaus daraus machte. Die Besitzungen des Klosters bestanden in 22 Lehenhöfen, Zehenten und in einem zu 21.800 fl. angegebenen Capital-Vermögen.

Das Kapuziner-Kloster. Auf die Verwendung des Truchsessen Heinrichs v. Waldburg erhielten die Kapuziner von der Stadt die Erlaubniß, sich in Ravensburg niederzulassen. Vom 29sten Mai bis 25sten October 1625 erbauten sie vor der Stadt auf der Kuppelau ein Klösterlein mit Kirche, welche letztere im J. 1629 eingeweiht wurde. Nach dem westphälischen Frieden wurden Kloster und Kirche, weil sie erst nach dem Normaljahre 1624 erbaut worden, auf Betrieb der noch in Ravensburg befindlichen Schweden den 14ten August 1650 niedergerissen, in Folge eines Vergleichs vom J. 1660 wieder erbaut, und von den Kapuzinern bezogen, die es auf längere Zeit zu einem Brennpunkt religiösen Fanatismus machten. Bayern hob im J. 1806 auch dieses Kloster auf. Bei der Aufhebung waren 10 Patres und 16 Fratres vorhanden. Die Gebäude wurden später ganz abgebrochen.

Das Franziskaner Nonnenkloster war ursprünglich ein Schwestern-oder Beguinen-Verein, der 1395 von dem Stadtrath bestätigt wurde und von diesem ein Haus und einen Bauplatz erhielt, um Wohnungen für 2 Chorschwestern und 8 Jungfrauen einzurichten. Nach dem Beispiel anderer Beguinen-Vereine nahmen die Schwestern 1496 die dritte Regel des heil. Franz an. In den Jahren 1702–1718 wurden Kloster und Kirche neu gebaut, und es befanden sich jetzt 18–20 Klosterfrauen darin, bis im J. 1806 auch dieses Kloster aufgehoben wurde. Die Kirche ist jetzt geschlossen und das Kloster, welches an die Stadt übergeben wurde, steht leer. Die Besitzungen des Klosters bestanden in 20 Lehenhöfen an fast eben so vielen Orten, in eigenthümlichen Reb-

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_113.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)