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(1047) das Herzogthum Kärnthen; er starb unverehelicht zu Bodmann im J. 1055. Seine Mutter Irmengard starb erst 1060.

Welf IV., der Sohn Azzo’s und der Cuniza, wurde von Irmengard aus Italien berufen und erhielt das Erbe seiner Voreltern in Deutschland. Das Kloster Weingarten sprach zwar nach einem Testamente Welfs III. dessen Verlassenschaft an, ließ sich aber mit einigen abgetretenen Gütern (40 mansus) abfinden.[1] Welf IV. war einer der angesehensten und tapfersten Krieger. Nach dem Tode Kais. Heinrichs III. (1056) schloß er sich an die Kaiserin Agnes und ihren noch unmündigen Sohn Heinrich IV. mit solchem Eifer an, daß er, als eine der ersten Stützen ihrer Macht, nach Absetzung seines Schwiegervaters, des Otto’s von Nordheim, Herzogs von Bayern, auch dieses Herzogthum im J. 1071 erhielt. In dem großen Kampfe zwischen Kirche und Staat, welcher zwischen dem Papst Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. begann, war er anfänglich auf Seite des K. Heinrich und kämpfte mit ihm in der Schlacht an der Unstrut (1075) gegen die Sachsen. Allein nun trat Welf zurück, und schloß sich an seinen alten Freund, den Gegenkaiser Rudolph und dessen Partei an, eroberte und plünderte Augsburg, dessen Bischof Siegefried er gefesselt nach Ravensburg abführte, und war, als K. Rudolph (1080) starb, das Haupt der Gegenpartei gegen den K. Heinrich, den er auch selbst (1091) in Italien mit abwechselndem Glück bekämpfte. Des langen Krieges, welcher eine fast allgemeine Verheerung Schwabens herbeigeführt hatte, müde, und durch mehrere Unglücksfälle und die Zerwürfnisse zwischen seinem Sohn und dessen Gattin, der bekannten Mathilde, gebeugt, söhnte sich Welf endlich mit dem Kaiser (1096) wieder aus, und unternahm (1100) in einem schon hohen Alter einen Zug nach Jerusalem. Auf der Rückreise erkrankte er und starb auf der Insel Cyprus (1101). Seine Gebeine wurden 8 Jahre später nach Weingarten gebracht. Er vergrößerte seine schwäbischen

  1. Mit Welf IV. beginnt also ein neuer Stamm. Übrigens soll auch sein Vater Azzo ein Abkömmling des Welfischen Hauses gewesen seyn.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Ravensburg_073.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)