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In ihrer Nähe mögen zuerst einige Mühlen gebaut worden seyn, Mühlen sind es auch, welche die Stifter des Klosters diesem daselbst schenkten. Das Kloster hatte Handwerks-, Dienst- und Arbeitsleute in der Nähe nöthig, dieß gab Veranlassung zur Ansiedlung, zur Entstehung eines neuen Orts in seiner Nähe; das Kloster brachte Verkehr in die Gegend, dadurch entstanden Märkte in dem Ort, die anfänglich in dem Kloster selbst gehalten wurden[1]; der Marktflecken wurde endlich ummauert und so entstand eine Stadt.

Wann der Ort Stadtrecht erhalten habe, ist unbekannt; daß es aber schon frühzeitig geschehen seyn muß, beweisen die oben angeführten Urkunden des Pfalzgrafen Rudolphs vom Jahr 1267, worin nicht nur von einer Stadt und Stadtgemeinde, Civibus und Civitate, sondern auch von Stadtmauern, „in dicta civitate intra muros vel extra“ die Rede ist. Die Erhebung zur Stadt und zu städtischen Freyheiten konnte dem Kloster gegenüber um so leichter gehen, als die Einwohner wenig oder gar keinen Grundbesitz hatten und also keine Lehens-Verhältnisse im Wege standen. Steinhofer berichtet in seiner Chronik, II. 74: „1122 hat die Stadt Blaubeuren unter dem dritten Abt ihren Anfang genommen;“ dieß mag seyn, wenn aber die Erbauung und Ummaurung von Blaubeuren den Grafen v. Helfenstein zugeschrieben wird, so ist dieß, wofern man sie nicht als Glieder des Hauses Ruck betrachten will, unrichtig.

Herren von Blaubeuren waren anfänglich offenbar die Dynasten von Ruck und Pfalzgrafen von Tübingen. Als Herr von Blaubeuren handelt der Pfalzgraf Rudolph


  1. Papst Adrian IV. verbannte sie aus dem Kloster und verbot ihre Abhaltung in seinen Mauern durch eine Bulle vom J. 1159 unter Androhung des Bannfluchs. Eine Haupt-Veranlassung zu den Märkten haben vermuthlich die Wallfahrten gegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart: J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1830, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Blaubeuren_119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)