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guter Soldat, der aber noch nicht bedeutend in die Kriegsereignisse einzugreifen Gelegenheit fand. Bei seinem Abgang 8. März 1634 wurde der Obervogt von Tuttlingen Jo. Joach. v. Rochau zum Kommandanten bestellt, und ihm Ende Juli der Major Konrad Widerholt beigegeben. Nach der Schlacht von Nördlingen wurde dieser wirklicher Befehlshaber 13. Sept. Zunächst zerstörte er die Schlösser Krähen, Mägdeberg, Staufen. Seine ersten Kämpfe hatte er mit der kaiserlichen Besatzung von Radolfszell zu bestehen, wobei er zuerst eine Schlappe erhielt (Herbst des Jahres) die er aber noch im gleichen Jahre durch 2 glückliche Beutezüge, welche er mit seinen Dragonern unternahm, wieder gut machte. Die wichtigste Sorge blieb die Verproviantirung, wozu der Herzog im Nov. von Mömpelgard aus 4000 fl. schickte; 3000 weitere, deren er benöthigt war, konnte er nicht erhalten. 2. April 1635 verlegte, um den fortwährenden Streifereien und Erpressungen der Besatzung von Hohentwiel ein Ende zu machen, der kaiserliche General von Ossa 150 Dragoner nach Engen und eine Abtheilung in die Herrschaft Stühlingen, sie wurden aber schon nach einem Monat abberufen, und Widerholt setzte seine Streifzüge in die Umgegend, meist mit Erfolg, fort. 20. Juli sollte unter der Vermittlung der Eidgenossen, um der Gegend Ruhe zu schaffen, ein Waffenstillstand geschlossen werden, kam aber nicht zu Stande; die Beobachtung und Bekämpfung Hohentwiels dauerte fort und damit das Elend in der Gegend, das durch ein Fehljahr noch gesteigert war. H. Eberhard war geneigt, dem zwischen dem Kaiser und Sachsen geschlossenen Prager Frieden beizutreten und hätte daher in eine Neutralisirung oder Pacifizirung Hohentwiels gewilligt; aber auf die von kaiserlicher Seite gemachten Vorschläge, z. B. den, die Festung der Erzherzogin Klaudia zu übergeben, konnte Widerholt nur antworten: davor behüt uns lieber Herr und Gott. Der Oberst Vitzthum ließ nun bei Singen, Hilzingen, Staufen Verschanzungen anlegen, was Widerholt nicht hoch anschlug; dagegen machte ihm Krankheit auf der Burg zu schaffen. Es starben in 2 Monaten anderthalbhundert Personen, darunter alle Unteroffiziere, der Pfarrer und beide Feldscheerer. Widerholt bat nun den Herzog dringend, um Aufhebung der Belagerung sich zu bemühen. Dieser aber konnte ihm 24. Nov. nur schreiben, er möchte für Verstärkung der Mannschaft sorgen und die Festung niemals übergeben, außer auf seinen persönlichen oder einen ganz von seiner Hand geschriebenen und mit seinem kleinen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 567. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0567.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)