Seite:OberamtNeresheim0241.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aufwenden mußte für beide Theile; 1800 während des Gefechts am 24. Juni drohte Verderben durch viele Pulverwägen in der Nähe der Stadt und der französische Kriegskommissär drohte Magistrat und Syndicus arretiren und prügeln zu lassen. In wenig Jahren wuchs die Schuldenmasse wieder auf 124.000 fl. an und 1802–03 gieng auch die bisherige Selbstständigkeit verloren, indem Bopfingen durch den Reichsdeputationshauptschluß überlassen wurde an Bayern, das übrigens die alte Verwaltung durch Magistrat und Syndikus zunächst bestehen ließ, nur in wichtigeren Fällen sie an das Landgericht Nördlingen als „Stadtkommissariat“ weisend. Der neue Souverän nahm als Staatseinkünfte in Anspruch: Nachsteuer und Gerichtssporteln, Umgeld, Zoll und Accise, Leder- und Metzgerzoll, Judenzoll, Schrannenaccis, Schutzgelder, Buß und Frevel vom Land, dazu natürlich die eigentliche Steuer, welche von 100 fl. auf ein Simplum betragen hatte: vom Bürger 30 kr., vom Pfahlbürger und Unterthanen 45 kr., erhoben aber wurden im Jahr gewöhnlich auch 3 Extrasteuern, also 4 im Ganzen. Die Feudalgefälle der Unterthanengüter gehörten fast alle den geistlichen Pfründen und dem Spital, die Stadt selbst besaß außerhalb ihrer Markung ca. 500 Morgen Wald. Eine Ausscheidung auch der Schulden wurde 1807 durch eine bayrische Commission angefangen, aber nachdem Bopfingen 1610 an Württemberg abgetreten worden war, erst 1818 wieder aufgenommen. Württemberg verlegte nach Bopfingen das Unteramt Baldern und eine Unteramtsarztstelle, ein Postamt, eine Salzfactorei und ein Oberzollamt, 1826 ein Amtsnotariat. Auch für Chausseebau wurde gesorgt.

Von der Industrie und dem Nahrungsstand der Reichsstadt in ihren letzten Jahren gibt wohl noch eine Aufnahme von 1807 Auskunft. Es gab damals 1 Accoucheur, 3 Chirurgen, 2 Bader, 1 Hebamme, 1 Apotheker, 1 Handelsmann, 1 Galanteriehändler, 1 Eisenhändler, 9 Krämer, 4 Huckler, 2 Geflügel- und Federnhändler, 3 Grünwarenhändler, 1 Gärtner, 1 Buchbinder, 30 Zeugmacher, 15 Lodweber, 6 Decken- und Gurtmacher, 5 Leineweber, 3 Tuchmacher, 1 Färber, 2 Seidewirker, 1 Strumpfstricker, 30 Rothgerber, 3 Weißgerber, 2 Lederlakier, 2 Sattler, 2 Seckler, 2 Kürschner, 2 Hutmacher, 20 Schuster, 9 Schneider, 4 Bortenwirker, 1 Knopfmacher, 1 Kammmacher, 3 Schlosser, 3 Kupferschmiede, 2 Hufschmiede, 1 Nagelschmied, 1 Büchsenmacher, 2 Gürtler, 4 Müller, 1 Lebküchner, 14 Bäcker, 13 Metzger, 2 Branntweinbrenner, 8 Bierbrauer, 3 Faßbinder, 2 Zimmerleute, 4 Maurer, 1 Ziegler, 3 Hafner, 1 Kaminfeger, 2 Schreiner, 3 Glaser, 3 Drechsler, 1 Wagner, 1 Korbmacher, 6 Seiler, 3 Fuhrleute, 2 Boten, 3 Hirten, 1 Schweinschneider, 3 Musikanten, 10 Taglöhner.

Das Gebiet der Stadt umfaßte zunächst die Markung, auf welcher jenseits des Grabens die Grafschaft Oettingen die peinliche

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0241.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)