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verstümmelten Baldachinen stehen Maria und Johannes (beide betend) und S. Sebastian. Haare und Gewandsäume sind vergoldet.

Das Schiff der Kirche enthält einen spätgothischen Taufstein, im Westen die im Jahr 1859 von den Gebrüdern Link in Giengen mit einem Aufwand von 2450 fl. gefertigte Orgel, ferner zwei merkwürdige Grabdenkmäler aus rothem Marmor, und zwar rechts vom Triumphbogen das hochalterthümliche, auffallend schmalschultrige lebensgroße (einst liegende) Bild eines Ritters in Panzerhemd und Sturmhaube (mit Panzerkapuze) und bewehrt mit langem Schwert, zierlichem Dolch, und dem schlanken geschweiften Schild, auf welchem klein das Wappen der Bopfinger angebracht ist. Das magere Gesicht ausdrucksvoll aber herb, zu des Ritters Füßen ein reichgemähnter Löwe, und des Ritters Haupt ruht auf prächtigem, in einen großen Adlerkopf ausgehenden Helm, (s. a. die Abb.) Über dem Grabmal steht an der Wand in neuer Schrift und mit schwarzer Farbe: 1284 am Tag Johannis von der güldnen Borden starb der Edel Wilhelm von Bopfinger Ritter. Renovirt 1696, 1821 und 1859. Das Denkmal stammt jedenfalls aus der Zeit um 1264 und gehört ohne Zweifel dem Walther II. von Bopfingen an. s. u. S. 229.

Links vom Triumphbogen erhebt sich das große auch aus rothem Marmor geschaffte Emershoven’sche Grabmal; unten das liegende Bild des geharnischten Ritters mit dem Wahlspruch: „Mich beniegt, wie’s Gott fiegt;“ oben das große schön ausgeführte Relief: Christus am Kreuz mit Johannes, Maria, Magdalena, Pilatus, dem Hauptmann u. s. w.; vorne knieen der Stifter und die Stifterin. Von den Inschriften lautet die wichtigste:

Cristo Got dem obersten und großen. Disen seinen Eltern hie sampt iren Hausfrauen und allen Vordern, seinen Brudern Eberharten Ludovigen, auch ime selbs, seiner Hausfrauen und Sönen, Georig und Eitelhansen, und allen Nachkomen hat Georig von Emershoven Ritter, Maximilians röm. Kaisers Maistet Rat, Trucksäs und Stalmaister, dise veralte Begrebnus gnektig von newem wider aufferhabt: hie begraben. starb anno Cristi 1524.

Ferner liest man den Stammbaum der Familie Emershoven.

Eberhart v. E. Merer Grosanher. Ulrich v. E. Ritter Grosanher. Eberhart v. E. Ritter Anher. Hans v. E. Anher. Georig v. E. Vatter, starb: … Georig v. E. Ritter Son, starb 1299. Sunthaim merer Grosanfrau, starb 1346. Gussi Grosanfrau, starb 1388. Anna v. Riethaim Anfrau, starb 1455. Affra v. Marfen, Anfrau, starb 1506. Anna v. Jaxhaim Muoter, starb 1515. Margrete v. Röt Sons Frau.

Im Chor liegt die Grabplatte des Adolf Berler von Dellau, † 2. Dezember 1591, und seiner Frau, geb. Wöllartschwindin, dann die einer Frau Margret … geb. von Düdelsheim, † 1. August

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)