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Die Gemeinde besitzt 250 Morgen Laub- und gemischte Waldungen, deren jährlicher in 35 Klaftern und 3500 Stück Wellen bestehender Ertrag theils an die Ortsbürger, von denen jeder 1/2 Klafter und 50 Stück Wellen erhält, vertheilt, theils verkauft wird, was der Gemeindekasse etwa 300 fl. jährlich einträgt.

Die Verfassung der Gemeinde war früher folgende: es befanden sich hier 61 Bürgerhäuser nebst 3 sogenannten Gnadenhäusern. Die 61 Bürger besaßen nebst ihrem Hause jeder eine sog. Gemeindegerechtigkeit, wozu alle bürgerlichen Nutzungen, als Allmanden, Wald, Schafweide gehörten. Auch der geringste Bürger hatte daher einiges Acker-, Wiesen- und Krautland, nebst Holztheil, und konnte sich, wenn er noch etwas durch Arbeit verdiente, leicht nähren. Ein weiteres Haus durfte nicht erbaut werden, wodurch jeder Bildung eines Proletariats und besonderer Armut vorgebeugt war. Im Übrigen bildeten diese 61 Bürger drei Klassen: 1) 9 Bauern und Müller, die mit Rossen fuhren und ein Bauerngut besaßen; 2) Söldner, die ein kleines Gut besaßen und Ochsen einspannten; solcher Söldner waren es 12; und 3) die übrigen hießen Taglöhner und fuhren mit Kühen oder hatten auch gar keinen Anspann.

Die Brach- und Stoppelweide wie auch die Allmanden werden zur Schafweide benützt und sind theils an einen Ortsschäfer, theils an fremde Schäfer um 600–700 fl. jährlich verpachtet; nebenbei trägt die Pferchnutzung der Gemeindekasse 300–400 fl. ein. Auf der Markung laufen den Sommer über 350, den Winter über 100 Stück Bastardschafe. Die Pferdezucht und Haltung ist unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht in gutem Zustande; man züchtet verschiedene Racen und hat drei Farren aufgestellt. Nur das entbehrlich gewordene Vieh wird verkauft und einiges Mastvieh an Metzger abgesetzt.

Was die Geflügelzucht betrifft, so werden Hühner und Enten nur für den eigenen Bedarf, dagegen Gänse in großer Ausdehnung gezogen und weithin in den Handel gebracht.

Das Fischrecht in der Forellen führenden Egau hat der Fürst von Thurn und Taxis, welcher es an Privaten verpachtet.

An öffentlichen Stiftungen bestehen: 1) die Heiligenstiftung, mit der auch im Jahr 1816/17 die Skapulier-Bruderschaftsstiftung verbunden wurde, beträgt 8646 fl. 12 kr.; 2) die Schulfondsstiftung besteht seit 1837 und beträgt derzeit 500 fl.; und 3) eine Armenstiftung, die 1816/17 entstand und nun 1150 fl. beträgt. Die Zinse der betreffenden Stiftungen werden für Kirchen- und Schulzwecke, wie auch zur Unterstützung der Ortsarmen verwendet.

Von Spuren aus grauer Vorzeit nennen wir außer dem schon besprochenen römischen Bildwerk die römische Heerstraße von Faimingen nach Bopfingen, die nur 200 Schritte von der östlichen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0209.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)