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Dann sind hier drei Mühlen: 1) die Hannes- oder Eckmühle am nordwestlichen Ende des Ortes mit 4 Mahlgängen, 1 Gerbgang und einer Sägmühle; 2) die nördlich am Ort gelegene Rappenmühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang; und 3) die Buchmühle, eine Viertelstunde oberhalb des Orts, mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Gipsmühle. Dieselbe gehörte früher zum Kloster Neresheim, jetzt zur fürstl. Turn und Taxisschen Standesherrschaft und wurde im Jahr 1822 von Trugenhofen weg hierher eingepfarrt; von ihr führt eine bedeutende 1861 gebaute Wasserleitung in eisernen Röhren zum Schlosse Taxis.

Eine Bierbrauerei mit Wirthschaft, eine Schenke, ein Spezerei- und ein Ellenwarenladen bestehen.

Die Vermögensverhältnisse und Mittel zum Auskommen sind hier, im Vergleich mit anderen Orten, gut zu nennen; der begütertste Bürger besitzt 100, der Mittelmann 25–50 Morgen und die unbemitteltere Klasse 2–6 Morgen Feld. Die auf der Markung zerstreut liegenden Güter des Fürsten von Turn und Taxis sind an Ortsbürger verpachtet.

Die mittelgroße Markung grenzt auf drei Seiten an das Königreich Bayern, auf der vierten (nördlichen) an die Markungen Dischingen und Trugenhofen; sie ist, soweit sie für den Feldbau benützt wird, ziemlich eben und hat zumeist einen mittelfruchtbaren und schweren, theilweise nassen Boden, der vorherrschend aus Lehm, mitunter aus den Zersetzungen des Plattenkalks und der oberen Meeresmolasse besteht. In der weiten ansehnlichen Thalebene haben sich dem Wiesenbau meist günstige Alluvionen abgelagert. Das Klima ist ziemlich mild, jedoch kommen schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel öfters vor, dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Suppinger- und Feldstetter Pflugs, der eisernen Egge und der Walze gut und fleißig betrieben; dagegen lassen die Düngerstätten noch manches zu wünschen übrig. Außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln bedient man sich auch noch des Gipses und der Asche. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen vorherrschend Dinkel und Gerste; überdieß baut man dreiblättrigen Klee, Luzerne, Wicken, Kartoffeln, Runkelrüben, Flachs und etwas Reps. Von den Getreideerzeugnissen werden jährlich 1000 Scheffel Dinkel und 1100 Scheffel Gerste nach außen und zwar meist auf den Schrannen in Giengen und Lauingen abgesetzt. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert theils gutes, theils etwas saures Futter. Die im Zunehmen begriffene Obstzucht ist von keinem Belang, weil sich Boden und Klima nicht besonders für sie eignen; man pflanzt späte Mostsorten, Zwetschgen, Pflaumen, Zipparten und nur wenig Kirschen. Der Obstertrag wird meist grün im Ort verspeist.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)