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hat und solches um 3 fl. jährlich verpachtet. Im Ort und auf der Markung befinden sich zusammen 6 Brücken und 7 Stege; sie sind, mit Ausnahme von drei Brücken, die Privaten gehören, von der Gemeinde zu unterhalten. Außer der durch einen Theil des Orts führenden Aalen–Bopfinger Landstraße, von der Vicinalstraßen nach Röttingen und Oberdorf abgehen, besteht noch eine Vicinalstraße unmittelbar vom Ort über Michelfeld nach Ober-Riffingen. Die Eisenbahn von Stuttgart nach Nördlingen geht am Ort vorüber und zur nächsten Eisenbahnstation Bopfingen beträgt die Entfernung nur 3/4 Stunden.

Die im allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig mehrere über 80 Jahre zählen, sind rührige, geistig, namentlich auch mit musikalischem Talent begabte Leute, deren Haupterwerbsquellen in Gewerbe, Handel und Feldbau bestehen; lezterer ist untergeordnet und wird nur von einzelnen ausschließlich betrieben, während die meisten entweder neben irgend einem Gewerbe auch von Feldbau oder ausschließlich von Gewerben leben. Die Israeliten beschäftigen sich mit wenig Ausnahme mit Vieh- und Fruchthandel, auch trifft man unter ihnen viele Krämer, Rauchwarenhändler etc. Außer den unten angeführten 4 Mühlen befinden sich noch innerhalb und zunächst am Ort folgende: eine Ölmühle, früher Papiermühle und Säge, die obere Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und Säge, die Floresmühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang, die Schmidmühle mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und Säge und die Elbingische Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und Säge. Schildwirthschaften sind 4, worunter 3 mit Bierbrauereien, vorhanden. Die Vermögensumstände sind, mit Ausnahme der vermöglichen, zum Theil wohlhabenden Israeliten und einiger Mühlebesitzer, ziemlich ungünstig; der bedeutendste Grundeigenthümer hat 60 Morgen, der sog. Mittelmann 18 Morgen und die am wenigsten begüterte Klasse 1/2–31/8 Morgen; sehr viele haben gar keinen Grundbesitz. Gegenwärtig erhalten 4 Personen Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Israeliten müssen schon 1562 viele im Ort ansäßig gewesen sein; um diese Zeit genossen sie Schutz und kauften Christenhäuser.

Die nicht große Markung, von der überdieß etwa die Hälfte mit Wald bestockt ist, hat mit Ausnahme der Thalebenen und der Hochebenen eine sehr bergige, mühsam zu bebauende Lage und einen mittelfruchtbaren Boden, der meist aus den kalkreichen, mit Humus und Lehm gemengten Zersetzungen des weißen Jura, in den Thalebenen und an den untersten Ausläufern der Thalgehänge aber aus ergiebigen Alluvionen besteht. In zwei Steinbrüchen wird der weiße Jurakalk gewonnen. Im Jahr 1580 wurde auf der Markung Eisenerz entdeckt, weßhalb die Grafen Gottfried und Wilhelm von Oettingen einen Eisenhammer und eine Schmitte hier einrichteten; 1584 bekam

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)