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Die Unterhaltung der Kirche ruht seit 1805 auf der Stadtgemeinde. An der Kirche steht ein kath. Stadtpfarrer.

Der schon in sehr früher Zeit angelegte ummauerte Friedhof liegt anmuthig zwischen der Südseite der Stadt und der Egau und gewährt einen lieblichen Ausblick in das friedlich schöne Thal hinab; er enthält verschiedene hübsche Grabmäler aus neuer und neuester Zeit. Auf ihm steht die innen sehr verwahrloste Gottesackerkirche, die zum größten Theil im Zopfstil erbaut ist. Nur die unteren Theile des nördlich stehenden Thurms und die östlich an denselben gebaute Sakristei zeigen gothische Formen und sind wohl noch Reste der früher hier gestandenen Kirche. Der thätige und so verdienstvolle Abt Melchior (1584–1616) erbaute die jetzige; ihr Thurm ist hübsch, schlank, mit Zahnschnittfriesen verziert, hat zwei achteckige Obergeschosse und endigt wie derjenige der Stadtkirche mit einer Zwiebelkuppel. Das feuchte, mit Stuckaturen und Fresken ausgeschmückte Innere der Kirche enthält drei sehr reiche Zopfaltäre, im Hauptaltar ein schönes Madonnenbild, dann wieder einige Ölgemälde mit prachtvoll geschnitzten Rahmen, ferner an der Nordwand eine alte Pieta (Maria mit dem Leichnam des Herrn) und das steinerne Grabmal einer Frau vom Jahr 1589; überdieß steht außen an der Kirche eine Reihe von hübschen Grabplatten aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. Die schon genannte Sakristei scheint eine Kapelle gewesen zu sein, hat ein Tonnengewölbe, das in ein Kreuzgewölbe übergeht und enthält an der Ostseite ein frühgothisches Fenster. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf dem Fürsten von Turn und Taxis.

Außer den beiden Kirchen sind an öffentlichen Gebäuden noch zu nennen:

a. Der Gemeinde gehörig:

1. Das Rath- und Schulhaus; dieses große, dreistockige, 1835–36 mit einem Gemeindeaufwand von 12.500 fl. erbaute Gebäude steht frei in der Schulgasse und enthält im untern Stockwerk ein Schulzimmer und das Spritzenmagazin; im zweiten ein Schulzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters und des Unterlehrers und im dritten die Realschule und die Gelasse für den Gemeinderath. Der Reallehrer wohnt gegen Entschädigung in einem Privathaus.

2. Das Spitalgebäude, ein unbedeutendes zweistockiges Gebäude in der Spitalgasse.

3. Ein Magazin mit Turnhalle, außerhalb der Stadt an der Landstraße nach Bopfingen gelegen.

4. Das an der Hauptstraße stehende Kastenhaus, früher (bis 1851) fürstlich Wallerstein’sches Rentamt, ein großes im Renaissancestil gehaltenes massives Gebäude, das der evangelischen Gemeinde

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)