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Jura ε anstehen und hier auf den kürzesten Raum zusammen gedrängt beobachtet werden können.

Den oberen weißen Jura überlagern in namhafter Verbreitung Tertiär- und Diluvialbildungen, die unfern des oberen Steilrandes der Alb (Herdtfeld) anfänglich vereinzelt auftreten, in der Richtung gegen die Donau allmählig zusammenhängender werden und endlich im südlichen und südöstlichen Theil des Bezirks so sehr überhand nehmen, daß sie den unterlagernden weißen Jura beinahe ganz bedecken und nur noch an einzelnen Stellen zu Tage treten lassen.

Die Tertiärbildungen beginnen mit den Bohnerzthonen und Kalken; sie erscheinen bei Michelfeld und Ober-Riffingen, wo die Bohnerze schon seit langer Zeit gewonnen werden (s. Abschn. „Gewinnung von Mineralien“), verbreiten sich mehr oder weniger über den sog. Kugelbuck und kommen 1/2 Stunde östlich von Dehlingen, ferner südlich und südöstlich von Auernheim, bei Hohlenstein, bei Katzenstein etc. noch zum Vorschein.

Jünger als die Bohnerzthone ist die untere Meeresmolasse; sie beginnt in dem Egau-Thal oberhalb Dischingen und zieht bis an die Landesgrenze unterhalb Ballmertshofen, ferner erscheint sie im Trugenhofer- und im Demminger-Thal, während die obere Meeresmolasse nur zwischen dem Michaelsberg und dem Mühlberg bei Dischingen vorkommt.

Die untere Süßwassermolasse (unterer Süßwasserkalk) tritt am südlichen Hang des Michaelsbergs und des Wasserbergs auf und geht von Dischingen bis Ballmertshofen.

Im Übrigen verbreitet sich über das Herdtfeld und die junge Pfalz ein meist aus Juraschutt bestehender Süßwasserbreccienschutt (Gries genannt), der im Norden des Herdtfeldes anfänglich zwischen Sand, sandigem Lehm, vereinzelt, inselartig auftritt und im südöstlichen Theil des Bezirks, namentlich in der jungen Pfalz, zusammenhängend die Hügelzüge überlagert und aus dem die Breccienfelsen in isolirten Kuppen hervorragen. Aller Orten finden sich ausgebrochene Kiesgruben, Griesschutt, Sandgruben mit mehr oder minder feinem Quarzsand und farbigen Letten. Besonders interessant ist die Schuttgrube beim Karlsbrunnen unweit Trugenhofen, die aus Spongitenfels entstanden ist und viele Versteinerungen enthält, wie Ammonites convolutus, A. albus, A. flexuosus, A. lingulatus, A. biplex, Terebratula lacunosa, T. bisuffarcinata, T. nucleata, T. pectunculus, T. loricata, Cidaris coronata u. histricoides, Spongites reticulatus, Sp. clathratus, Sp. articulatus, Sp. ramosus, Cnemidium rimulosum, Tragos patella.

Die Meeresmolasse in ihrer schönsten Entwicklung zeigt das Egau-Thal mit seinen Gehängen. Dort liegt z. B. unterhalb des Dischinger Armenhauses mariner Sand mit aufgelagerten Jurageschieben

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)