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ziehenden Seitenthälchens des bei Nieder-Alfingen in den Kocher gehenden Schlierbaches. Unter den mit Balkenwerk versehenen Bauernhäusern ist eines durch reichere Behandlung ausgezeichnet. Schöne Aussichten bieten sich vielfach auf der Markung, so östlich von Neuler bei den „drei Kreuzen“ an der Landstraße mit prächtigem Blick an die Alb vom Ries bis zum Hohenstaufen, sowie rückwärts an die im tiefen grünen vielgefächerten Thal gelegene Stadt Ellwangen mit ihren Thürmen, dahinter dem großartigen Schloß und der Schönenberg-Kirche; ferner die Höhe beim sog. Wetterkreuz und im Brachfeld südlich vom Ort und dann die Höhe des Blitzfeldes bei Bronnen; die sich ausspitzende Höhe über dem Burgstallhof nordwestlich Ramsenstruth; die reichste, schönste und weiteste Schau gewährt der Ausgang der Höhe des Feldes von Schönenberghof gegen Norden oberhalb Hütten. Nur schade, daß hier Wald aufgeforstet wird, der seinerzeit die Aussicht hemmt. 1

Die dem heil. Benedikt geweihte Kirche liegt im südlichen Theil des Orts und stammt in ihrer jetzigen Gestalt aus dem Jahr 1746, ist breit, geräumig, hell, leicht stuckirt, im Schiff wenig, im halbrunden Chor im Halbkreis gewölbt. An den Decken des Schiffes Malereien aus dem vorigen Jahrhundert, darstellend die Geschichte des heil. Benedikt. Am westlichsten Bilde steht: J. M. Zink pinx. Restaur. C. Dehner Rottenburgensis. An der Chordecke ist die Himmelfahrt Mariä gemalt von Maler Tiefenbronn in Gmünd. An der hübschen, holzgeschnitzten Renaissancekanzel sieht man Christus und die 4 Evangelisten. An der mit den 12 Aposteln bemalten Emporebrüstung steht: rest. 1879; im Chor Glasgemälde von C. Bohnenberger in Gmünd 1874. Am rechten Seitenaltar halblebensgroße hölzerne Pieta aus der Renaissancezeit, eine schöne Gruppe. Der in der Nordostecke zwischen Chor und Schiff stehende Thurm ist unten herauf noch aus gothischer Zeit, hat im untersten Geschoß ein gothisches Rippenkreuzgewölbe, oben wird er achteckig; eine seiner 3 Glocken wurde gegossen von Nik. Arnold in Dinkelsbühl 1763. Außen steht ein Grabstein des Philipp Onz von der Leyen, Herr auf Adelmannsfelden und Mezelgern, † 20. Nov. 1798. Der alte Kirchhof um die Kirche hat noch gewaltige Mauern, die an der Südseite tief hinabreichen, und muß einst eine wahre Festung gewesen sein. Die Unterhaltung der Kirche hat der Kirchenbaufonds die des Pfarrhauses der Staat. Der Friedhof, 1828 angelegt, liegt

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 629. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_629.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)