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Wohlstandes erfreuen – Waldausnützung, Viehzucht und Feldbau bildeten den Haupterwerb der Unterthanen, Pferde und Rindvieh wurden auch ins Ausland verkauft – daß auch einige industrielle Unternehmungen mit Erfolg betrieben werden; auf der andern Seite aber wird eine langandauernde Stagnation der Gesetzgebung in den verschiedenen Gebieten der Volkswirthschaft getadelt, welche erst unter der tüchtigen Regierung des damaligen Kurfürsten Klemens Wenzeslaus durchbrochen zu werden begonnen habe, wird bemerkt, daß durch die Fortsendung der herrschaftlichen Revenuen – seit der jetzigen Regierung jährlich wenigstens 60.000 fl. – sowie dadurch, daß auch die Domkapitulare ihre Einkünfte größtentheils in der Fremde verzehren, dem Lande ein ungeheurer Verlust an baarem Geld zugefügt werde, und wird in religiöser Hinsicht ein sehr finsterer Geist hervorgehoben. Was die industriellen Unternehmungen insbesondere betrifft [1], so wird der Reingewinn der Eisenbergwerke, Schmelzöfen zu Wasseralfingen und Hammerwerke zu Abtsgmünd und Unterkochen, welche von dem Propst auf eigene Rechnung betrieben wurden, damals Kugeln und Bomben für die österreichische Armee lieferten, zu 30.000 fl. geschätzt; die Fayencefabrik zu Schrezheim fertigte schöne und niedliche Arbeit, die weithin versandt wurde, die Tabakfabrik des Domkapitulars von Sturmfeder auf den Schleifhäusern dehnte sich immer mehr aus, die Glashütte zu Rosenberg arbeitete Scheibenglas und allerhand Gefässe; die [ursprünglich herrschaftliche, schon vor 1613 verpachtete, vom letzten Beständer, Bullinger, im Jahr 1741 als Erblehen erkaufte] Papiermühle zu Unterkochen erzeugte ein Schreibpapier, das weder an Stärke noch an Feinheit von einem anderen in Schwaben übertroffen wurde. [Die Wasserzeichen dieser Fabrik dürften u. a. eine Inful, das ellwangische Andreaskreuz mit den 4 Lilien, ein Hirsch (? Elch) gewesen sein.] Besonders in den Ämtern Abtsgmünd und Heuchlingen wurde viel Baumwolle gesponnen, auch waren Holzwaaren und Potasche Ausfuhrartikel von einiger Erheblichkeit. 1

Weniger günstig lauten andere, einige Jahrzehnte jüngere, unter den neueren Anschauungen abgefaßte Berichte über die Zustände des Landes. Sie stellen es als das vorzüglichste


  1. Versuche, im Spitalgebäude Garn- und Leinwand-, sowie eine Baumwollspinnerei zu errichten, in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts mißlangen.
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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_490.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)