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Die Kirche erhielt gleichfalls eine treffliche vollständige Ausmalung mit frühgothischen Wandmalereien durch Fr. X. Kolb in Ellwangen. Die schönen Glasgemälde im Chor sind von Schneider in Regensburg. So vereinigt sich alles, um, wie es in der Stiftungsinschrift außen heißt, das Gotteshaus „würdig“ zu machen.

Die Darstellungen der Wandgemälde sind: Im Chor, Nordseite, westliche Travee, a) unteres Feld: Auferweckung des Lazarus, b) Bogenfeld: allgemeine Auferweckung der Todten, östliche Travee: a) Christus in der Vorhölle, b) Bogenfeld: Die Frauen am Grabe Christi. – Südseite: östliche Travee: a) Christus erscheint den Aposteln und dem Thomas (Joh. 20. 26 ff.), b) Bogenfeld: „Weide meine Lämmer;“ Übergabe des Hirtenamts über Schafe und Lämmer an Petrus (Joh. 21, 15 ff.), westliche Travee: a) Tod Mariä, b) Bogenfeld: Krönung Mariä. Diese Gegenstände beziehen sich auf die Kirche als Gottesackerkirche und die dort Begrabenen, als die wohl nicht zu denjenigen gehören, „welche keine Hoffnung haben“ (1 Thessal. 4, 12). Daher auch die Glasmalereien: Mitte Chorfenster: Grablegung Christi; links: Christus der Auferstandene; Nebenfelder: die Frauen mit Salbenbüchsen; rechts: Christus als König der Glorie (Ps. 23), Nebenfiguren: die Patrone des guten Todes, nämlich St. Joseph und St. Barbara. Die Gemälde in den Bogenfeldern der zweiten Travee des Schiffs rechts und links über den Portalen: Das Einzelgericht nach dem Tode, dargestellt in dem Gleichnis von den fünf klugen und den fünf außerhalb der Pforte stehenden thörichten Jungfrauen und nördlich das allgemeine Gericht. Viele Partien dieser Gemälde im Schiff und die untern der Decoration haben leider schon sehr gelitten, theils durch die von den massiven Portaldächern seitwärts eindringende, theils die von dem sumpfigen Untergrund kommende Feuchtigkeit. Jetzt ist übrigens die Kirche ringsum durch Abzugskanäle entwässert.

Glocken. Große Glocke: Ad res divinas populo pia classica canto, fulmina discutio, funera ploro pia. Jesus Nazarenus rex Iudaeorum. Verbum caro factum est et habitavit in nobis. Alexander Arnold von Dinkelspihl hat mich gegossen anno domini 1730. Zweite Glocke: In honorem S. Sebastiani sub rev. et ill. praep. ac dn. D. Joan. Jacobo praep. et dno Elwangensi haec campana erat fusa. F. Racle Lothar. me fecit anno MDCXXVI. Schrift im Kreis um eine im Flachrelief aufmodellierte Glocke: F. Racle Lothar. me fecit.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_403.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)