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mit der Sorgfalt durch eine nachhelfende Hand übergangen worden, wie es eine feinere Kultur beansprucht; Gußzacken und rohe Feilenstriche sind namentlich an der Unterseite vielfach zu bemerken. Der Krug, bis zum Rand 18 cm hoch, ist gleichfalls mit Horizontallinien verziert. Quer auf dem Henkel sitzt eine Platte zum Aufsetzen des Daumens. Das Gefäß ruht auf drei breiten, kurzen Stollen; solche Füße wachsen in der romanischen und gothischen Zeit zu größerer Höhe, oft zu selbständigen Wesen, Eidechsen, Drachen u. s. w. aus, oder bilden schöngeformte Klauen. Noch überraschender war die Auffindung eines Paars von bronzenen Steigbügeln in demselben Grab, wohl der ersten, die aus einem fränkisch-alemannischen Grabe stammen. Vor allem fällt ihre Kleinheit auf. Die Stange ist etwas nach der Unterseite zu gebogen, und hat auf dieser zur Verstärkung einen Steg. Weiter stieß man auf drei Doppelgräber mit gewöhnlichen Beigaben, und auf zwei Gruben, 31/2 m lang, 21/2 m breit, 11/2–2 m tief. 1

Wie alle vorerwähnten Gräber waren diese Kammern in den gewachsenen leichtbrüchigen Angulaten-Sandstein gehauen, der Boden schön geebnet, die Wände zum Theil mit unförmigen Platten bekleidet; dann aber muß die Bestattung von je zwei Leichen in einer Gruft weniger sorgfältig vor sich gegangen sein, große Steine, zum Theil aus einiger Entfernung herbeigeholt, füllen zusammen mit lehmiger Erde den Raum und dadurch sind die Skelette förmlich zersprengt worden. Die eine Gruft ergab außer den Spuren zweier Leichen nichts von Bedeutung als eine große wirtelförmige Glasperle mit schöner eingelegter Zeichnung; die andere, auch zwei Todte, kleine Bronze, Eisenstücke von Trensen, zwei eiserne Sporen, Perlen von Thon und etliche herzförmige von Amethyst und schließlich noch zwei vornehme Sachen. Zuerst eine dreifache Gürtelkette von Bronze, 68 cm lang, das obere Ende, das man vorn über den Gürtel herab fallen ließ, bildet ein großer hohler Knopf mit vier ausgeschnittenen Kreuzen, ähnlich dem kleinen oben beschriebenen – ein wohl beglaubigter merowingischer Frauenschmuck, der z. B. auch unter den Nordendorfer Funden vorkommt (Lindenschmit A. III, 8, 5). Die Kette hat unter dem oberen Drittel eine reich durchbrochene Platte und als Abschluß drei tubenförmige geriefte Hohlstifte, zur Aufnahme von Lanzetten, Haarzängchen oder ähnlichem? Sodann kam eine Kanne von Bronze zum Vorschein von einer Gestalt, der man bei Alterthümern nie, im täglichen

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_360.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)