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S. 332 f.) Im Mittelalter stand hier die Rinderburg, wohl nur ein Steinhaus, aber die ganze ursprüngliche Anlage auf dem flachen von überall zugänglichen Hügel war ebenso günstig für die römische, als ungünstig für die mittelalterliche Kampfweise. Der Rindelbach war ganz zu stauen. Die Lage dieses Kastells beherrscht weithin das Thal und besonders die Stadt Ellwangen, wo ein uralter Straßenknoten anzunehmen ist. Man findet darauf viel mittelalterlichen Mauerschutt, mittelalterliche Scherben, aber auch römische und altgermanische, ebenso fand man hier schon römische Münzen.

Hart an der Stadt links am Weg zur Rinderburg erhebt sich ein rechteckiges Werk, wohl der Rest einer Befestigung, vielleicht römisch.

Dalkingen: Der Burstel bei Weiler, eine halbe Stunde hinter dem Limes, noch schön erhalten am Südende des Orts. Der Hügel wieder von Graben und Ringwall umgeben mit zweitem Graben gegen die flachauslaufende Ostseite, sonst Sumpf- und Seeniederung; Umfang des Hügels am Fuß 180 Schritt. Die Römerstraße von Dalkingen nach Westhausen läuft rechts daran vorbei.

Auf Markung Lauchheim, eine Stunde hinter dem Limes, der „Burgrain“ westlich von Mohrenstetten, eine noch wohl erhaltene Doppelburg auf dem gegen Westen steil vorspringenden langgestreckten Berg. Die innere Burg ist oben 50 Schritt lang und 35 Schritt breit und enthält eine Trichtergrube (?); die äußere Burg ist 46 Schritt lang und gegen Osten durch starken Wall mit Graben geschützt. Sonst hat die Befestigung hohe Abschroffungen und wo es noth that einen tiefen Graben.

Dann der Burstel bei Schönberg, 5/4 Stunden hinter dem Limes, mit Wassergraben umher, innen 80 Fuß im Quadrat; einst viele Weiher in der Nähe.

Das Lager bei Stetten, 11/2 Stunden hinter dem Limes nahe bei Hettelsberg auf den Edeläckern, 110 Schritt lang, 100 Schritt breit, an der alten Straße von Röhlingen nach Lauchheim.

Der Königsbühl, eine halbe Stunde östlich von Lauchheim an der Spitze des Bergvorsprungs, starkes rechteckiges Lager mit 20 Fuß hohem Wall bei 80 Schritt Länge und 45 Schritt Breite auf der Wallkrone gemessen. Gegen Norden und Süden fällt der Berg steil ab, gegen Osten eben und ebenso gegen Westen, wodurch vor dem westlichen Wall noch die schon geebnete Spitze der Bergzunge als besonderer auf den 3 übrigen Seiten durch steile Abfälle geschützter[ER 1] Platz ausgeschieden wird. Beim Königsbühl wurden schon römische Münzen gefunden. (Alterthümer in Württ. 92.) Eine Viertelstunde südöstlich vom Königsbühl geht über den Bildwasen der uralte Verbindungsweg zwischen dem Herdtfeld und der Ellwanger Gegend.

Auf Markung Lippach: großer Burstel in Lippach, 5/4 Stunden hinter dem Limes, östlich daneben Spuren eines umfangreichen festen Lagers. Der Lippacher Burstel stand in einem großen im Jahr 1828 abgelassenen See, „das Pfund Karpfen kostete beim Ablassen 4 Kreuzer“, liegt höchst malerisch von Bäumen, Linden und Pappeln umpflanzt und trägt jetzt ein Wirthshaus; in seiner Tiefe fand man vor Jahren Geschirre von Kupfer, die leider verloren gingen.

Eine Viertelstunde nördlich von L. auf der Höhe an der von Killingen gegen Baldern ziehenden „Hochstraße“ wurde vor 70 Jahren ein Burstel abgetragen. (Mündlich.)

Errata

  1. S. 340 Z. 15 v. u. l. geschützter st. geschützte. Siehe Nachträge und Berichtigungen. Seite XVI.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_340.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)