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immer wieder taucht des Hohenstaufens blaues Haupt am Himmel auf; früher, als es mit Thürmen bekrönt war, stand es noch höher und kräftiger da. Auch von dem auf der rechten Neckarseite gelegenen großen Kastell bei Rottenburg, der früheren Hauptstadt des römischen Zehntlandes, erblickt man den Hohenstaufen. – Über die hier auch noch in Betracht zu ziehende sog. Peutingerstraße s. u. S. 348 ff. 1

So gut wie genau gleichlaufend mit den beiden großen Grenzströmen des römischen Reiches, mit dem Rhein und mit der Donau, sind die beiden Limesstränge mit ihren Vor- und Rückschanzen gezogen, und zwar sparen sie uns in Württemberg in ihrem spitzen Winkel ein Gebiet aus, das zu den unbetretbarsten, zerrissensten, waldigsten und völkerärmsten noch heute gehört; es ist das Keuperrücken- und Schluchtengewirr der Welzheimer, Murrhardter, Mainhardter, Limpurger und Ellwanger Berge. Ein Gebiet, in dem viele Wohnsitze erst im vorigen Jahrhundert angelegt wurden. Dieses Gebiet mag damals so gut wie unbewohnt gewesen sein, nur einige uralte Hochwege (s. o. S. 323) giengen auf den langen Wasserscheiden hin und bewirkten die nächste Verbindung zwischen Neckar und Donau. Dieses Keupergebiet betraten die Römer nur nothgedrungen, nur mit dem Rheinlimes, während der Donaulimes mit seinen Vorschanzen fast überall bloß bis an die Ränder der Liasflächen ausgreift; sie hielten sich auf den Liasflächen bei Eschach, Schechingen, Ellwangen, auf denen sich eine Armee ungehemmt entwickeln konnte. Ihre nördlichen Grenzen konnten zum Theil natürliche sein, wie das von Ost nach West ziehende Kocherthal. Immer wieder und wieder suchten die Römer vor ihre Linien Längenthäler zu bekommen. Oft aber reißen sich die Thäler quer durch die Limeslinien, so besonders das Jagstthal. Es galt deshalb, diese Thäler auf alle Weise zu sperren; hier finden wir die meisten Sperrforts, möchte ich sagen. Außerdem war ein Hauptmittel des Schutzes das Versumpfenlassen der außenliegenden Thäler, sowie das Spannen zu Seen fast jedes Thälchens. Burstel und Kastelle waren fast ausnahmslos von Seen begränzt; es erhielten sich noch viele, eine noch größere Zahl ist ausgetrocknet, oft erst in diesem Jahrhundert. Die langsam und flachufrig daherschleichenden Wasser gerade der Ellwanger und Dinkelsbühler Gegend eigneten sich trefflich zu Weiheranlagen. Selbst auf den Höhen waren Weiher angelegt; ihre Anzahl war erstaunlich groß, wie heute noch die Flurkarten beweisen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_335.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)