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Spuren lassen sich auch z. Th. noch verfolgen in Grabstätten und uralten beinahe verwischten Straßenzügen.

Als „heilige Berge“ stehen im Nordwesten des Oberamts der Einkorn bei Hall, im Norden der Burgberg bei Crailsheim, im Süden nah bei einander Hohenbaldern und Ipf, im Nordosten der Hesselberg am bayrischen Ries, im Oberamt selbst der Hohenberg auf Markung Rosenberg.

Außer dem zuletzt genannten zeigen sich alle diese Berge noch mehr oder minder erkennbar umgeformt durch Menschenhand zu befestigten Kult- (Opfer-) stätten, – und alle stehen inmitten oder am Saum fruchtbarer Gefilde.

Dazu müssen als uralte, meist vorrömische wichtige Wohnplätze betrachtet werden, die von der Natur dazu bestimmten Orte Hall im Nordwesten, Aalen im Südwesten, Dinkelsbühl im Nordosten, Nördlingen im Südosten.

Zwischen diesen Bergen und Ansiedlungen lassen sich, wenn auch z. Th. in fast verwischten Spuren, älteste Straßenzüge verfolgen, sog. Hochstraßen, d. h. soviel als möglich auf den Wasserscheiden führende Straßen, als breite stets trockene bei jeder Witterung zu begehende grasige Wege, die auch keiner besonderen Unterhaltung bedurften und den darauf mit Pferden und Karren ziehenden Scharen stets weiteste Umschau und beste Verteidigungsstellungen boten. Ängstlich krümmen sich diese Hochstraßen auf den Wasserscheiden fort, solang als immer möglich auf den Höhen, die unumgänglichen Thäler kurz und womöglich auf zwei sich entgegen langenden Bergzungen überschreitend. – So zieht von Nordwesten von Hall her, in südöstlicher Richtung über den Einkorn, der „Höhweg“ am Haspelhäuser See und am Altenberg, dann an der Ostgrenze des Oberamts hin, über Wegstetten an Dinkbühl (alte Dingstätte) und an dem Teufelsstein vorbei gegen Süden, bei Aglishofen den Kocher, bei Heuchlingen die Lein durchsetzend, vom Einkorn bis an den Kocher ununterbrochen, sechs Stunden lang, auf der Höhe. Ein anderer Strang geht vom Altenberg in der Südostrichtung weiter über Hinterbüchelberg, Vorderbüchelberg, Wilflingen, über das „heidnische Wehr“ auf Abtsgmünd und Aalen.

Eine weitere Hochstraße, auch „Heerstraße“ genannt, geht von Cannstatt am Neckar, auch einer uralten Ansiedlung, über Waiblingen, Winnenden nach Ebni, Mönchhof, Steinenforst, Rothenhar zum Heerberg bei Laufen, hier über das Kocherthal – von Winnenden bis Laufen acht Stunden lang ununterbrochen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_323.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)