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Den Fuchs kann man auch abhalten, wenn man von jeder Speise, die an der Fastnacht auf den Tisch kommt, etwas in ein Schüsselein thut, dieses Abends in eine Hecke stellt und spricht: „Da Fuchs, hast du auch etwas, aber laß mir meine Hühner in Ruhe!“

Am 2., 3. und 4. Donnerstag im Advent gehen die Kinder und die Bettler aus der Gegend im Dorfe herum und „klopfen an“.

Dabei singen sie:

„Guts Jahr, guts Jahr!
Daß’s Koara gut groth!
Gut Heil, gut Heil!
Mir auch meinen Theil!
Ich klopf an, ich klopf an,
Der Bäuerin an Hutzelsack ’nan.
Er ist nicht im Kasten, er ist nicht im Schrein,
Wo mag denn beim Schinder der Hutzelsack sein?“
Hutzel, Nuß, Nuß, Nuß!“

     In Röhlingen singt man:

„Drei Rosa, drei Rosa,
Die wachset uf ’ma Stengel,
Der Herr ist schöa, der Herr ist schöa,
Die Frau ist wie ’a Engel.“

Die Kinder aus dem Dorfe, reich wie arm, gehen herum und bekommen dann Äpfel, Nüsse, Hutzeln und von reichen Leuten Marzipan.

Am letzten Anklopfdonnerstag kommt die Berch mit Krone, einem Wisch Werg und einem Kochlöffel. Eine Person ihrer Begleitung stellt eine Gans mit langem Kragen vor.

Am unschuldigen Kindertag gehen in vielen Gegenden die Buben in den Häusern herum und bestreichen mit Rütlein Jeden, den sie treffen, besonders aber die Weiber. In der Ellwanger Gegend rufen sie: „Zelten räß, Zelten räß!“ worauf sie Zelten bekommen. (Birl., Volksth. 2, 12.)

In einzelnen Ortschaften bei Ellwangen setzt sich der Lehrer am lumpigen Donnerstag auf den Stuhl, und die faulsten Schüler müssen auf allen Vieren unten durchpassiren, wobei jeder mit einem Prügelchen bestrichen wird. (Birl., Volksth. 2, 22.)

Am Georgitag, 23. April, ziehen die Knaben in der Umgegend von Ellwangen mit Peitschen in den Dörfern herum und knallen. Einer, der einen Korb trägt, sammelt Eier, Mehl, Schmalz, Geld und dgl. ein (Meier, S. 395).

Eine Art Haberfeldtreiben heißt im Ellwangischen „den Hennen reiten“. Vor dem Hause, worin sich gerade eine Person aufhält, an der man sich z. B. wegen Verweigerung eines Wichses im Wirthshause oder einer andern Ursache rächen will, machen die ledigen Bursche des Nachts einen Lärmen mit Peitschenknallen, Ketten und andern rasselnden Gegenständen. Mit diesem Spotte wollen sie den Verfolgten aus dem Hause locken; kommt er, dann gehen die Händel an, die fast immer mit Thätlichkeiten endigen. Das Hennenreiten ist nur links der Jagst und um Ellwangen herum bekannt, dem Ries zu nicht; schon in Zöbingen nicht mehr.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)