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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

Weinvorrath aus den Kellern wegführten, blieb das Schloß ohne wesentliche Beschädigung.

Der Beschreibung nach muß das Schloß in ältern Zeiten, so lang es noch Residenz war, sehr schön und fest gewesen seyn, nach der Zerstörung i. J. 1312 aber war es, wie ausdrücklich bemerkt wird, nie mehr in seiner vorigen Schönheit wieder hergestellt worden, und was auf unsere Zeiten gekommen ist, war in keiner Beziehung von Bedeutung. Doch war das Schloß noch mit einer dreyfachen Mauer und mit tiefen Gräben umgeben; eine Treppe von mehr als 200 Stufen führte von dem Dorf zu einem Seitenthörchen, über welchem der Burgvogt in einem besondern Gebäude seinen Sitz hatte. In dem innersten und dem am höchsten gelegenen Raume standen die eigentlichen Schloßgebäude mit einem Hofe. Sie zeichneten sich aber weder durch Alterthümlichkeit noch auf andere Weise aus, waren auch durchaus unbewohnbar. Am meisten erinnerte noch an die alten Ritterzeiten der tiefer gegen Süden liegende Haupteingang, dessen Anlage, so wie die Grundmauern des Schlosses, noch aus alten Zeiten herstammen mochten. Wie man wissen will, soll die verewigte Königin Catharina einst den Wunsch geäußert haben, auf dem schönen Punkte des Schlosses Würtemberg ihre Ruhestätte zu erhalten, und dieser Wunsch soll die Veranlassung zu der Erbauung der Kapelle auf dem Berge gegeben haben. Es wurden zu dem Ende im Jahr 1819 die noch vorhandenen Überreste abgebrochen, und dem Berge selbst wurde für seine neue Bestimmung eine etwas veränderte Form gegeben. Ein schönes Bild hat man noch von dem Schlosse, „das Stammschloß Würtemberg,“ von Seyffer in Kupfer gestochen. Eine nicht minder schöne Ansicht von der Kapelle hängt in dem K. Landhaus Rosenstein von Steinkopf in Öl gemalt und neuerlich von Heinzmann lithographirt.

Eine Stunde (nicht 1/2) von Rotenberg, auf dem Waldrücken hinter dem Dorfe in der Richtung nach Stetten erbebt sich der bewaldete Kernberg oder Kernenberg,

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)