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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

dem Kessel das Ansehen geben, als ob er im beständigen Sieden begriffen wäre. Die äußerst ergiebige Quelle wird von den Stadtbewohnern zu Bädern benutzt, ihre seichtere Fläche dient zur Pferdeschwemme.

7) Die obere Sulz vor dem Waiblinger Thor. Ihr Umfang und ihre Tiefe sind noch größer, als die der vorigen Sulz; sie nimmt über 1/4 Morgen ein und greift von Zeit zu Zeit mehr um sich. Sie hat das siedende Aussehen, wie die innere Sulz. Da ihr Boden durchaus mit einem röthlichen eisenhaltigen Niederschlage bedeckt ist, der durch die aufsteigenden Luftblasen immer beunruhigt wird, so ist das Wasser auch immer trüb. Der Abfluß der Quelle ist theils durch die Stadt, theils auf das Rad einer Sägmühle geleitet.

8) Die Linckhische Quelle in der Vorstadt in dem Garten zu dem Gast- und Badehause zum Ochsen.

9) Die Quelle in der Au, bey der dortigen Fabrik. Die Quelle fließt ruhig und krystallhell aus zwey tiefen Kesseln und treibt sogleich nach ihrem Erscheinen ein Wasserrad der Fabrik. Sie friert nie, zeigt übrigens keine mineralische Bestandtheile, duldet aber auch keine Fische.

10) Die Quelle auf der Insel oder die sogenannte Berger Quelle. Sie ist sehr ergiebig und ihr Wasser wird häufig nach Stuttgart geholt.[1] S. Berg.

Die Wassermasse dieser Quellen ist größtentheils sehr bedeutend. Man kann sich einen Begriff davon machen, wenn man weiß, daß von den drey am Sulzerain neben einander liegenden Quellen die einzige Curbrunnenquelle nach einer von dem Obersten von Duttenhofer wiederholt vorgenommenen Messung jede Minute ungefähr 5 W. Eimer ergießt, und die andern ihr an Ergiebigkeit wenig nachgeben.

Die Temperatur ist bey allen Quellen gleich, Sommers, wie Winters zwischen 15 und 16° R. In Vergleichung mit der äußern Lufttemperatur scheint natürlich das Wasser dem Gefühle nach sehr verschieden zu seyn und es


  1. Eine weitere sehr ergiebige Mineral-Quelle ist kürzlich in dem Heyne’schen Garten erbohrt worden.
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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt111.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)