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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

übernehmen, und durch einen Vergleich vom J. 1491, dem später noch ein anderer folgte, wurde denn auch wirklich ein Theil der Baulast von ihr übernommen. S. Unter-Türkheim.

Die Straßen und Wege, welche von Canstatt ausgehen, sind in gutem Stande. Die Unterhaltung der Straßen lag der Stadt ehemals durchaus allein ob, so weit die Gränzen ihrer Markung gehen, nur eine einzige Straße wurde von der Herrschaft unterhalten, und zwar in der Art, daß dem Vogt jährlich 40 Pf. H. dazu bewilligt wurden. Es war dies eine nun abgegangene Straße, welche an dem rechten Neckarufer von Canstatt nach Unter-Türkheim führte. Sie wurde, weil die ältere von der Uffkirche dahin führende Straße „verfault“ (sie war von Holz) und zum Reiten und Fahren unbrauchbar war, wie es scheint, als Poststraße zu Anfang des 16ten Jahrhunderts gebaut, und hieß die neue Landstraße, im Gegensatz von der noch bestehenden Uffkirchen-Straße, welche die alte Landstraße hieß. Ohne Zweifel wurde sie bei der Anlegung von Chausseen wieder verlassen. Die Stadt hatte dagegen ein Weggeld zu beziehen; schon 1484 rechten mit ihr das Kloster Bebenhausen und das Stift Stuttgart wegen der Freyheit vom Wegezoll.

Die Märkte. Die Stadt hat 3 Vieh- und Krämer-Jahrmärkte und 2 Wochenmärkte. Die erstern sind theilweise ziemlich besucht, die letztern aber wegen der Nähe von Stuttgart, wohin Käufer und Verkäufer sich gerne wenden, unbedeutend. Ein Fruchtmarkt, den man neuerlich damit zu verbinden versucht hat, ist wieder eingegangen. Die Gerechtigkeit, einen Jahr- und Wochenmarkt zu halten, wurde der Stadt 1393 von Graf Eberhard dem Milden verliehen und 1413 bestätigt. Doch war auch die erste Verleihung mehr eine Bestätigung und Erneuerung einer alten, ohne Zweifel schon von den Kaisern verliehenen Gerechtigkeit, als eine wirkliche Verleihung.

4. Das landwirthschaftliche Fest, das alljährlich zu Canstatt auf den 28ten Sept. abgehalten wird, s. S. 81.

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt108.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)