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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt

in dem ritterschaftlichen Orte Mühlhausen ein Rest davon übrig, weil der Gutsherr ohne Entschädigung sie nicht aufgeben will, die Einwohner aber der Meinung sind, eine solche Entschädigung müsse von dem Staat geleistet werden.

Die Geschichte unsers Oberamtsbezirks liefert mehrere merkwürdige Belege, wie der Grundbesitz aus den Händen des Eigenthümers in die des Bauers und Pächters überging, ebenso über die Art der Entstehung mancher Grundlasten. So verlieh 1409 Graf Eberhard III. seine eigenthümlichen Güter zu Unter-Türkheim, darunter 18 Morgen am Mönchberg zu einem Erblehen gegen die jährliche Abgabe von 1/3 des Ertrags; 1419 verliehen Hans Besamer und seine Schwester Anna Steiglerin dem Eitel Fürterer zu Canstatt zu einem ewigen Erblehen ihre Güter und ihren eigenen Meierhof mit 1001/2 Morgen Ackers, 9 Tagwerk Wiesen, Haus, Hofraithin und Scheuer zu Canstatt in der Stadt an das Spitalshof gelegen, gegen ein Drittel aller Früchte, die Gott jährlich darauf wachsen läßt, in ihre Scheuer nach Eßlingen zu liefern; 1417 empfangen Werner Wagner und Hans Bustelin zu Canstatt von dem Spital Eßlingen dessen eigenthümlichen Kornhof zu Canstatt gegen die Abgabe von 1/3 des jährlichen Ertrags; 1441 „kauft, empfangt und besteht“ Hans Voglen von Annepüren (Ennabeuren) zu einem steten Erblehen von dem Spital zu Eßlingen dessen Hofgüter zu Canstatt und zu Brie gelegen, im Ganzen 138 Morgen Acker und 11 Tagwerk Wiesen mit Haus und Zugehör für 400 Pfund Heller und die jährliche Lieferung von 50 Schfl. Früchten nebst einigen Hellerzinsen. S. auch Wangen.

Wie manche in späterer Zeit noch sich freywillig in die Leibeigenschaft eines Gutsherrn begeben haben, davon liefert eine Urkunde vom 13. Jul. 1516 ein Beyspiel, wonach Hans Ditzinger gesessen zu Krespach mit wohlbedachtem Sinn und freyem gutem Willen sich dem edlen Junker Conrad von Neuburg zu Stetten mit Leibeigenschaft ergibt, und deßhalb alles das zu geben und zu halten verpflichtet,

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Memminger: Beschreibung des Oberamts Canstatt. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1832, Seite 077. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCanstatt077.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)