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b) Das untere Bad ging erst 1824 von dem Staat in den Besitz der Familie Neuner über und ist gegenwärtig Eigenthum von Theol. Cand. Hermann Wetzel und seiner Gattin Ernestine, geb. Neuner. Das ansehnliche, dreistockige Badgebäude, welches 1808 für den Besuch der Königin Katharine von Westphalen ganz umgebaut wurde, enthält in den obern Stockwerken 42 Zimmer und in dem Erdgeschoß 2 Reihen freundlicher Badkabinette. Die Badewannen sind versenkt, mit Hahnen und theilweise mit Einrichtungen zu Douchen versehen. Von der Belletage führt ein Ausgang zu ebener Erde in den schön ausgestatteten runden Kursaal, welchen Neuner erbaute, und in die freundlichen Gartenanlagen, welche die Gebäude rings umgeben, während von den Anlagen Spazierwege mit mäßiger Steigung in die nahe gelegenen Waldungen gehen, wo an geeigneten Stellen Ruheplätze angelegt sind.

Die Lage des unteren Bades, ebenfalls auf der rechten Seite der Nagold, ist noch reizender als die des oberen; man erblickt über die saftigen Wiesengründe und den nahen Fluß hinweg das nur etwa 600 Schritte entfernte Städtchen Liebenzell, in dessen Hintergrunde sich die malerischen Ruinen der Burg Liebenzell kühn erheben. Auf den Bergen, welche von den Thälern bis zur Hochebene mit üppigen Waldungen prangen, sind die Orte Beinberg und Unterlengenhardt theilweise noch sichtbar.

Für die Verschönerung der beiden Bäder sind in den letzten Jahrzehnten namhafte Summen verwendet worden, namentlich hat auch die Staatsverwaltung durch die nahen Waldungen Wege nach allen Richtungen anlegen lassen, so daß sich die Kurgäste im Schatten dichter Buchen- und Nadelholzbestände ergehen und an der balsamischen Waldluft erquicken können. An Regentagen aber erlauben die Säle und Corridore in den beiden Badehäusern eine geeignete Bewegung. Auch sind in beiden Bädern kleine Lesebibliotheken den Gästen zur Verfügung gestellt.

In jedem der Badehäuser entspringt eine heilsame, in Sandsteinquadern sorgfältig gefaßte Hauptquelle; überdieß befindet sich in dem unteren Bad noch eine dritte, weniger ergiebige, deren Wasser getrunken wird. Die Temperatur der Quellen wechselt nach einer Reihe von Beobachtungen von dem Jahr 1747 bis 1848 zwischen + 18,7° bis 20° R., im unteren, und + 17,5° bis 19° R. im oberen Bad. Der Zufluß beträgt im oberen Bade in einer Stunde 6 Eimer, und beinahe ebensoviel im unteren Bade; nach einer annähernden Berechnung würde der Wasservorrath in beiden Badeanstalten zu 160 Bädern täglich ausreichen. (Über die Bestandtheile der Quellen s. den allgemeinen Theil, Abschn. Mineralquellen).

Die Quellen treten in dem bunten Sandstein hervor, scheinen aber

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Calw. Karl Aue, Stuttgart 1860, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtCalw_268.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)