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St. Michaels, dem die Kirche geweiht gewesen zu seyn scheint. In- und außerhalb der Kirche befinden sich mehrere Epitaphien, wovon die älteren, soweit sie nun zum Fußboden dienen, nicht mehr ganz leserlich sind. Diese, sowie einige Theile des Einbaues der Kirche haben zu Ende des verflossenen Jahrhunderts, wo sie als Magazin benutzt wurde, Schaden gelitten. Es ist deßwegen rühmend anzuerkennen, daß die Behörden der Stadt, deren Eigenthum sie ist, die Absicht haben, unter Leitung Heideloffs die Kirche in würdiger Weise restauriren zu lassen, wozu die Mittel bereits angesammelt werden. Nachgrabungen in dem erhöhten Boden des Chors haben zwar die Vermuthung, daß unter demselben etwa eine Gruft gewesen, noch nicht bestätigt; die hiebei aufgefundenen älteren Gräber und Grabsteine beweisen aber, daß schon vor der Erbauung der jetzigen Kirche hier ein Kirchhof war und daß wohl diese auf der Stelle der vielleicht in den Städtekriegen zerstörten, noch ältern Kirche aufgebaut worden ist. Noch ist anzufügen, daß innerhalb des Kirchhofes einige Capellen standen, deren eine vor 10 bis 12 Jahren abgebrochen worden ist. Eine derselben war die Marien-Capelle, welche die 1471 hier verstorbene Gräfin Anna von Württemberg (s. unt.) aufführen ließ, zu ihrem Begräbniß bestimmte und mit einem 300 fl. werthen Kelch und einer Pfründe ausstattete. Von denselben steht nur noch eine einzige, nordwestlich von der Kirche, wie diese gothischen Styles, in sehr gefälligen Verhältnissen und mit einer Gruft versehen, in welcher die Schlußsteine der Kreuzgewölbe je einen Todtenkopf enthalten. Am Eingang ist die Jahreszahl 1496 eingehauen. Die Capelle führt den Namen „das Nonnenkirchle,“ weil der Sage nach einst ein Frauenkloster dabei gestanden seyn soll. Ein unterirdischer Gang soll die Capelle mit der geistlichen Verwaltung verbunden haben.

Die zweite, namentlich Winters benützte Kirche liegt in der Stadt, an der Straße nach Winnenden. Es scheint dieß die dem heil. Nicolaus geweihte, 1269 vorkommende Capelle zu seyn. Die Gebrüder Ludwig und Ulrich, Grafen von Württemberg, stiften, in oppido nostro Waiblingen unam missam et primariam ad altare b. Barbarae, und bewidmen sie mit Zehenten zu Hohenacker, die zuvor Georg Dürner besessen, und mit einem halben Hof zu Beinstein, welcher den dortigen Nonnen gehört hatte. Im Jahr 1488 wurde die Kirche mit einem Spitzthurm neu gebaut; 1634 brannte sie aus; 1638 wurde sie wieder hergestellt und mit einem Thurm versehen. Die Orgel hat Joh. Friedr. Schmohl in Heilbronn 1730 um 670 fl. gebaut. Beide Kirchen hat die Kastenpflege und aushülfsweise die Stadtpflege zu erhalten.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0095.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)