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Frühlingsfröste und kalte Nebel namentlich in den niederen Lagen zuweilen den Reben und Obstbäumen schaden. Hagelschlag ist selten und kam seit 1842 nicht mehr vor. Die ausgedehnte Ortsmarkung, von der beinahe die Hälfte mit Wald bestockt ist, hat nur in dem südlichen Theile eine ebene Lage, während der weit größere Theil derselben zu dem Stromberge und dessen steilen Abhängen und Ausläufern gehört. Der Boden besteht auf den Höhen des Strombergs aus einem für die Waldvegetation günstigen, mit Thon gemengten Sandboden, während an den Abhängen des Gebirgs Keupermergel ansteht, der an den südlichen Gehängen beinahe durchgängig für den Weinbau mit Vortheil benützt wird. Am Fuß des Strombergs, in der Nähe von Mittel- und Nieder-Haslach, tritt in Folge der Verwitterung des hier anstehenden Keupermergels meist ein schwerer, etwas naßkalter Thonboden auf, dem nur an einzelnen Stellen eine Bedeckung von Diluviallehm zukommt. Die Thalebene ist nicht selten moorgründig und erzeugt daher an einzelnen Stellen, namentlich in den Sulzwiesen, etwas saures Futter. In der Nähe von Mittel-Haslach ist ein Gypsbruch im Betrieb, der nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für die Umgegend ein gesuchtes Düngungsmittel liefert. Ein Stubensandsteinbruch befindet sich auf der Höhe des Strombergs. Auf dem Baiselsberg soll früher auf Erz gebaut worden sein und noch wird eine Stelle daselbst „bei der Erzgrube“ genannt.

Die Landwirthschaft wird mit Fleiß betrieben, auch trägt das Beispiel des Betriebs in Rechentshofen zu landwirthschaftlichen Verbesserungen wesentlich bei, besonders ist der Brabanter Pflug allgemein eingeführt worden. Es wird vorzugsweise Dinkel gebaut, der wegen des schweren Bodens, obgleich nicht besonders reichlich, doch sehr gut gedeiht; überdieß kommt ziemlich Hafer und Gerste zum Anbau. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 6, zuweilen 8 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Hafer, ebensoviel Gerste und 3 Scheffel Roggen angegeben. Von Getreide werden nur etwa 60–70 Scheffel Hafer nach Außen abgesetzt, während Brodfrüchte zugekauft werden müssen. Die höchsten Preise eines Morgens betragen 400 fl., die mittleren 160 fl. und die geringsten 20 fl.

Die Wiesen sind bei durchgängig angewendeter Wässerung sehr ergiebig und sämmtlich zweimähdig; die Preise für den Morgen bewegen sich von 120–400 fl. Der Ertrag ist durchschnittlich 35 Centner Heu und 15 Centner Öhmd per Morgen. Mit besonderem Fleiß wird der Weinbau auf etwa 450 Morgen betrieben, wovon in den besten Lagen die K. Hofdomänenkammer 14 Morgen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)