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der Hauptstraße haben, die auf den Durchreisenden einen angenehmen Eindruck macht. Eine sehr freundliche Gruppe bilden die Pfarrkirche, das Pfarr-, Rath- und Schulhaus, welche im südwestlichen Theile des Orts nahe beisammen und ziemlich erhöht liegen.

Die ursprünglich im germanischen Style erbaute, in neuester Zeit restaurirte Pfarrkirche, hat aus den spitzbogigen Fenstern des Langhauses ihre Füllungen verloren, während sie an dem mit Strebepfeilern versehenen Chor in ihrer ganzen Schönheit noch geblieben sind.

Der in seinem unteren Theile aus Stein, gegen oben aus Holz aufgeführte, viereckige Thurm, hat eine Höhe von 90′ und ist mit einem einfachen Satteldach gedeckt; auf demselben hängen drei Glocken, von denen die zwei größeren 1715, die kleinste 1824 gegossen wurden. Im Jahr 1842 ist das Innere der Kirche durchgreifend restaurirt worden, wobei dasselbe eine weiße Tünchung und die Kapitäle der hölzernen, die Emporen tragenden Säulen eine freundliche Bemalung erhielten; zugleich ist eine neue, im germanischen Geschmack gehaltene Orgel der Kirche einverleibt worden. An dem Eingang steht das aus Stein gefertigte Grabmal des Hans Michael v. Reischach von Reichenstein zu Rieth und Eberdingen, † 1593; dasselbe stellt einen auf dem Helm vor einem Krucifix knieenden Ritter vor, zu dessen Seite das v. Reischach’sche Wappen angebracht ist. Ein bei der neuesten Restauration ausgebrochener, spitzer Triumphbogen führte in das mit einem sehr schönen Netzgewölbe gedeckte Chor, dessen Gurten von Brustbildern ausgehen, die mit halb vorstehendem Leib vortrefflich aus Stein gearbeitet sind; die frühere Bemalung der Gurten, Schlußsteine und Kreuzungsecken wurden zum Schmuck der Kirche wieder aufgefrischt. Die Schlußsteine des Chorgewölbes enthalten in der Richtung von Westen nach Osten folgende Figuren: 1) einen Reiter, 2) einen knieenden Mann, 3) eine knieende Frau, 4) Gott Vater, und 5) einen Schild mit dem Steinmetzenzeichen des Baumeisters der Kirche. Im Chor stehen im germanischen Geschmack sehr gut geschnittene Chorstühle, die in neuerer Zeit leider einen weißen Anstrich erhielten. Die Kirche ist Eigenthum des Staats; unbedeutendere Baukosten an Kirche und Thurm hat aber die Stiftungspflege zu bestreiten.

Unfern, westlich der Kirche, liegt der im Jahr 1838 mit einem Gemeindeaufwand von 653 fl. um 23 Ruthen erweiterte, ummauerte Begräbnißplatz.

Das von dem Staat zu unterhaltende, in den Jahren 1845/46

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)