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Wäldern umgeben, 1 St. nördlich von Würtingen, wovon es Filial ist, mit 20 Einwohnern. Mit dem Fohlenhofe ist ein s. g. Schlößchen, ein einstokiges Gebäude, verbunden. Grund und Boden ist ganz herrschaftlich und wird größtentheils zur Fohlenweide benutzt, die Maiereygüter sind verpachtet, übrigens von geringer Beschaffenheit. – Der Ort wird gemeiniglich Rauh St. Johann genannt. Der Platz soll dem Kloster Güterstein gehört, und ursprünglich in einem Waldbruderhaus mit einer Capelle bestanden haben. Von dessen Patron, Johannes dem Täufer, soll er den Namen St. Johann auch Rauh St. Johann, Rau St. Johansen erhalten haben. Woher der Beysatz Rauh rühre ist zweifelhaft; gemeiniglich wird er von der rauhen Gegend abgeleitet, es wäre aber auch möglich, daß er von Ruhe herrührte; eine „Capelle zu der Ruhe“ stand bey Metzingen, und wurde auch die Capelle zu der Raw, Rauen, die Rauen-Capelle genannt. Aus dem Waldbruderhause wurde in späterer Zeit ein Forst- und Jagdhaus. Herzog Eberhard Ludwig baute den ersten Fohlenstall dabey, und versah ihn mittelst des Wasserwerks zu Güterstein mit laufenden Brunnen. Herzog Carl Alexander baute 1784 das neue Jagdschlößchen dazu, und sein Sohn Herzog Carl ließ 1767 den zweiten Fohlenstall erbauen. Seit dieser Zeit ist St. Johann der Sommer-Aufenthalt für die Hengstfohlen des herrschaftlichen Gestüts, welche auf der dortigen Weide laufen, und zu Güterstein überwintern. Eine Viertelstunde vorwärts gegen Urach liegt

c. Der vordere Fohlenhof, ein Fohlenstall und insgemein auch der Fohlenstall genannt, mit einer Wohnung auf der Höhe über Güterstein. Eine Linden-Allee führt von da gegen St. Johann hin. Der Stall soll 1763 von dem Herzog Karl erbaut worden seyn, im Jahr 1808 wurde er von König Friedrich vergrößert und ganz neu hergestellt. Seine Bestimmung theilt er mit der Anstalt zu St. Johann und macht wie diese, einen Bestandtheil des Haupt-Fohlenhofs Güterstein aus. Sein Wasser erhält der Hof ebenfalls von der Wasserkunst bey Güterstein.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_222.png&oldid=- (Version vom 21.9.2017)