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genoß die Stadt auch einen solchen Ruf, daß im Badischen dem Weberknappen, der nach Schlesien oder nach Urach wanderte, ein Jahr von der Wanderschaft nachgelassen wurde. Nach den Webern ist das zahlreichste Handwerk das der Metzger, deren die Stadt 36 zählt. Nicht unbedeutend sind auch die mit der Leinweberey verknüpften Färbereyen, welche besonders viel Cannefaß liefern, und hierin einen vorzüglichen Ruf behaupten. Ferner hat die Stadt 3 bedeutende Papierfabriken, 1 Pulvermühle, 6 Mahlmühlen, wovon 4 in der Stadt sich befinden, und eine, die Schloßmühle, herrschaftlich ist, 4 Ölmühlen, 2 Walkmühlen, 1 Lohmühle, 1 Sägmühle, 1 Gypsmühle, 4 Brauereyen, 14 Branntweinbrennereyen, und 11 Schildwirthschaften, sodann 1 Ziegelhütte, eine der wichtigsten Bleichen, s. u., eine Buchdruckerey und eine Apotheke. Von den Brauereyen sind 3 erst seit 1825 entstanden; bis dahin war nur eine herrschaftliche Brauerey vorhanden, die den Bann über Stadt und Amt und einige vormalige Amtsorte hatte. 1825 kaufte die Amtskörperschaft dem Staate das Bannrecht für 800 fl. ab, und hob es sodann auf. Der Staat verzichtete dabey zugleich auf das Brauerey- und Wirthschafts-Recht. Die Apotheke wurde im Jahr 1604 errichtet, in neuern Zeiten kam noch eine zweyte dazu, die aber voriges Jahr wieder aufgehört hat.

Der Handelsverkehr ist ebenfalls nicht unbedeutend, besonders bedeutend ist aber der Leinwandhandel, s. S. 87. Die Stadt ist der Markt nicht nur für den ganzen Amtsbezirk, sondern auch noch für einen Theil des Münsinger und Nürtinger Oberamts. Sie hat deßwegen sehr bedeutende Wochen- und Fruchtmärkte, und Samstags auch einen

    indem sie keine Verlängerung mehr nachsuchte. Von dieser Zeit an hauptsächlich entstanden die Klagen über den Zerfall des Leinwand-Handels. Diese Klagen hatten aber, wie auch die Ausfuhr-Register beweisen, unläugbar ihren Grund mehr darin, daß der Handel sich nun mehr vertheilte, als in der Abnahme selbst. Übrigens soll nicht in Abrede gezogen werden, daß der Leinwand-Handel durch die allmählig überall eingeführten Mauth-Anstalten einen großen Stoß erhalten hatte. Vergl. S. 87.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_108.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)