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gründeten und sich nicht allein in weiterer Ausdehnung um diesen wichtigen Punkt, sondern überhaupt in den Neckargegenden so vielfältig ansiedelten, haben auch im diesseitigen Bezirk Spuren von Straßen, Wohnplätzen etc. hinterlassen, die von ihrem ehemaligen Aufenthalt und regen Treiben sprechende Zeugnisse ablegen.

Wir beginnen mit den bis jetzt entdeckten Straßen; sie sind folgende:

1) eine Römerstraße führte unter den Benennungen „Heerweg, Höllenweg“ von Rottenburg her durch den südlichen Ortstheil von Kilchberg, östlich an Weilheim vorüber nach Derendingen, von da die Burgsteig (Mark. Tübingen) hinauf, unter dem Namen „Heerstraße“ am südlichen Ende von Kusterdingen vorüber, weiter über die Höhe zwischen der Echaz und dem Ramsbach bis an die Echaz, welche sie bei der Kirchentellinsfurther Mühle überschritt, und von da zog sie über Kirchentellinsfurth, Altenburg nach Oferdingen. Östlich von letzterem Ort lief sie über das Reichenbacher Thälchen und theilte sich dort, wie es scheint, in 2 Arme, von denen der eine gegen Mittelstadt, der andere nach Riederich führte.

2) Von dieser Straße zweigte bei Derendingen ein Römerweg unter den jetzigen Benennungen „Steinstraße, Heerweg, Weglang, Dietweg“ ab und lief über den Bläsiberg nach Wankheim, 1/8 Stunde südlich an Jettenburg vorüber nach Betzingen.

3) Von Pforzheim her kommt eine Römerstraße, das sogen. Rheinsträßle auch Rheinweg, das schon in der Bebenhauser Urkunde von 1191–1193 (württembergisches Urkundenbuch 2, 271–296) als „via Rheni“ aufgeführt wird, bei der Stöffelskohlklinge in den Bezirk und zieht nach Bebenhausen, von da unter dem Namen „Heerweg“ das Goldersbachthal herunter nach Lustnau und weiter in dem Ammerthal, oder wie vermuthet wird über den Österberg nach Tübingen; von da führte sie das Steinlachthal hinauf, wo die gegenwärtige Landstraße meist auf den alten Heerweg gegründet ist, östlich an Dußlingen vorüber gegen Hechingen. Von dieser Straße scheint bei Lustnau ein Römerweg, der Höweg, Lausweg genannt, abgegangen zu sein und 1/8 Stunde westlich an Pfrondorf vorüber gegen Walddorf geführt zu haben.

4) Von der römischen Konsularstraße, die von Rottenburg nach Canstatt führte, lief eine Römerstraße oberhalb Jesingen ab, das Ammerthal herunter nach Tübingen.

5) Von Tübingen führten überdieß zwei Römerstraßen, die eine das Ammerthal hinauf an Schwärzloch und Ammern vorüber nach

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)