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Aichthale am rechten Thalabhange dicht am Walde und besteht aus etwa 6 geringen Gebäuden; in den Gebäuden wird auch Rothgerberei, Leimsiederei und eine Hanfreibmühle betrieben.

c) Der Hasenhof, auf der breiten Höhe zwischen dem Aichthal und dem Reichenbachthal 1/4 Stunde westlich der Stuttgart-Tübinger Landstraße gelegen. Der gut aussehende Weiler gewährt eine rühmenswerthe Aussicht auf das Reichenbachthal bis Neuenhaus und über die waldigen Schönbuchshöhen hinweg an die Alp. Eine prachtvolle Linde steht zunächst den hinter Obstbäumen heimlich liegenden Häusern, das Bild ächter Ländlichkeit vollendend. Etwas unterhalb des Weilers liegt der gemauerte, mit steinernen Wänden geschützte Brunnen, aus dem die Bewohner des Hasenhofs ihr Wasser kunstlos mit Kübeln am Haken schöpfen. Die Felder haben eine ziemlich ebene Lage und einen guten, ergiebigen Lehmboden, dem von den fleißigen und geordneten Bewohnern das Möglichste abgewonnen wird. Für eine Schönbuchsgerechtigkeit erhielten die Besitzer des Hofes im Jahr 1820 durch Vergleich 40 Morgen Wald.

Die Wittwe Herzog Eberhards I. von Württemberg, Barbara von Mantua († 1503), deren Wittwensitz in Nürtingen war, besaß hier eine Maierei, auf welcher sie gerne und häufig weilte. Endlich ist noch zu erwähnen:

Der Weiler Glashütte, welcher 1/2 Stunde westlich von dem Städtchen in einem engen, stillen Seitenthal des Aichthales gelegen, eigene Markung und getrennte Vermögensverwaltung hat, und unter den Bestimmungen einer im Jahr 1833 getroffenen Übereinkunft, eine Theilgemeinde von Waldenbuch bildet. Die kleinen Häuser verrathen schon auf den ersten Anblick die Vermögenslosigkeit der fleißigen Einwohner. Da die Markung ziemlich uneben und im Verhältniß zur Einwohnerzahl zu klein ist, auch einen ziemlich unfruchtbaren Boden hat, so sind die Einwohner nicht im Stande, sich ausschließlich vom Feldbau zu ernähren, daher sie ihr Brod auswärts, namentlich in den nahe gelegenen Staatswaldungen als Holzmacher zu verdienen suchen. Die Summe der versicherten Passivkapitalien der Ortsangehörigen beträgt 15.277 fl. Der Ort hat seinen Namen von einer Glashütte, welche im Jahr 1500 in Urkunden vorkommt.

Beachtenswerth sind die Reste einer Wiesenwässerung, welche sich hier vorfinden. Zunächst dem Haus, das auf die Stelle der einstigen Glashütte gebaut sein soll, wird eine Strecke des Bachbettes als ehemaliger See bezeichnet. Von diesem See aus führten am Abhang der rechten Thalseite hin und noch weit ins Aichthal hinab zwei Wassergräben. Den höher liegenden, längst nicht mehr benützten, bezeichnet eine lebendige Hecke, der tiefer

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_274.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)