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laufende Brunnen. Das beste Wasser hat der sog. Badbrunnen, neben welchem bis 1821 ein Badhaus stand. Im J. 1834 ließ Ernst Fried. Kaiser, Müller, im Aichthal, westlich vom Ort, artesische Brunnen bohren, theils um mehr Wasser auf die Mühle zu erhalten, besonders aber um zur Winterszeit des beschwerlichen und kostspieligen Eisens überhoben zu seyn; von 11 Bohrlöchern liefern fünf nachhaltig einen bedeutenden Wasserzufluß. Die Luft ist bei den rings umliegenden, ausgedehnten Waldungen und den hier zusammenführenden Thälern, die ihr freien Durchzug gestatten, sehr rein und gesund. Hagelschlag trifft die Gegend nur selten, da sich die Gewitter mehr auf den bewaldeten Anhöhen entladen und die Niederungen verschonen, dagegen schaden öfters Überschwemmungen den im Thal liegenden Gebäuden und Gütern.

Die massiv aus Quadern erbaute Kirche hat einige bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten. Mittelalterlich ist zwar nur der untere Theil des Thurms, den seine rohe Gestalt in dieselbe Zeit mit dem von Echterdingen, in’s 15te Jahrhundert, zu weisen gebietet. An ihn war, wie man von Außen noch deutlich wahrnimmt, die frühere Kirche so angebaut, daß sein unterer Theil den Chor bildete. Nach dem, vermuthlich um mehr Raum für das Schloß zu gewinnen, erfolgten Abbruch der alten Kirche wurde nun durch den Baumeister Schickhard 1607 unter Herzog Friedrich der neue Bau auf die entgegengesetzte Seite des Thurms, und zwar, weil die Fläche des Bergs hier bald zu schmal wird, in der Weise schief gestellt, daß jetzt der Thurm mit einer Ecke in die Kirche herein steht. Bei der nachgeahmten gothischen Bauart hat sich an der Kirche Vieles vom Barokstyl eingeschlichen, besonders auffallend ist dieß an dem mit 3 Glocken (die größte vom Jahr 1458) versehenen Thurm, der aus dem Viereck ins Achteck übergeht und dem eine birnförmige Kuppel, aus der ein weiteres schlankes Thürmchen emporwächst, aufgesetzt ist. Im Innern der Kirche sind die schöne Orgel und ein an der hintern Seite des Altars aufgerichtetes, fast lebensgroß geschnitztes Bild des Gekreuzigten bemerkenswerth. In der Sacristei werden ein Holzbild des heil. Vitus, des Schutzpatrons der Kirche, und einige silberne Kirchengefäße mit den württemb. und braunschweigischen Wappen, aufbewahrt. Die Kirche mit Thurm, Uhr und Glocken ist Eigenthum der Stiftungspflege und die Baukosten werden von dieser bestritten. Der Begräbnißplatz liegt von der Kirche entfernt, nördlich vom Ort an der Straße nach Stuttgart.

Das Schloß bildet ein unregelmäßiges gegen Norden geöffnetes Hufeisen. Seine ursprüngliche Bestimmung als Jagdschloß dauerte bis in dieses Jahrhundert fort, indem ein Oberforstmeister bis 1807 hier seinen Sitz hatte, und auch König Friedrich zur Jagdzeit häufig hier verweilte. Jetzt sind die Schloßgebäude, mit Ausnahme des Theils, welcher

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_268.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)