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die flach getäfelte Decke verdüstert. Die Decke hat gemalte Verzierungen, unter denen das herzogl. württembergische Wappen mit der Jahreszahl 1708, und das Ortswappen, ein schwarzes Pferd in weißem Feld und zwei schwarze Hufeisen in blauem Felde, angebracht sind.

Auf der Orgel steht ein gut geschnitztes Crucifix; auch besitzt die Kirche einen schön gearbeiteten Abendmahlkelch von Silber und vergoldet, über den sich im Taufbuch von 1704 folgender Eintrag findet: „Als 1634 die kaiserlichen und schwedischen Armeen im Land gelegen und der Kelch aus der Kirche geraubt wurde, ist ein schwedischer Soldat, mit Namen Westspenniger von Münchenbach, anhero kommen, und hat einen feinen Kelch zu seinem Andenken, weil er gut evangelisch, der Kirche verehrt.“ Der 1786 fast ganz neu von Holz erbaute Thurm, in welchem 2 Glocken, die größere von 1508 mit den Evangelistennamen, die kleinere von 1817, hängen, sitzt auf dem westlichen Theil des Kirchendaches. Die Baulast der Kirche liegt der Stiftungspflege ob, in deren Eigenthum das Kirchengebäude sich befindet. Der Kirchhof, zum größten Theil mit der alten, jetzt baufälligen Vertheidigungsmauer umgeben, dient seit 1837 nicht mehr als Begräbnißplatz und ist zum Theil Gemeindebaumschule; der jetzige Gottesacker wurde aus den Mitteln der Gemeindepflege im genannten Jahre östlich vom Ort angelegt. Etwa 100 Schritte von der Kirche entfernt steht ringsum frei das wohnliche Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat. Von den zwei Schulhäusern, welche neben einander zunächst der Kirche stehen, befindet sich das ältere, welches früher auch die Schullehrerswohnung enthielt und gegenwärtig zu zwei Schulzimmern eingerichtet ist, schon längst in dem Besitze der Gemeinde; das andere wurde von ihr im Jahre 1832 angekauft und neu eingerichtet; es enthält neben einem Lehrzimmer die Wohnung des Schullehrers, des Unterlehrers und des Schulgehilfen, die an der Schule unterrichten. Eine Industrieschule, an der im Stricken und Nähen von 2 Lehrerinnen Unterricht ertheilt wird, besteht, jedoch mit Unterbrechung, seit 1826; eine Kleinkinderschule wurde in neuerer Zeit errichtet. Das Rathhaus ist zwar geräumig, aber alt und baufällig.

Die Einwohner sind in der Geistesentwicklung gegen manche Nachbargegenden etwas zurück; körperlich sind sie im Allgemeinen kräftig und gesund, übrigens gewinnen Krankheiten leicht eine bedeutende Ausdehnung und der Kindbettfriesel kommt in keinem Orte des Bezirks so häufig vor, als in Plattenhardt. Auch der Cretinismus zeigt sich zuweilen; in den Jahren 1804–1820 wurden in 4 Familien 7 hirnarme, zum Theil affenähnliche Kinder geboren, von denen aber keines mehr lebt (von dreien bewahrt das königl. Naturaliencabinet in Stuttgart die Schädel. Vrgl.

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_201.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)