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Wartthurm; einzelne herumliegende Mauersteine verrathen noch ein hier gestandenes Bauwerk.

In einem Garten, der an den alten Begräbnißplatz grenzt, werden eine Menge regellos zusammengehäufter menschlicher Gebeine gefunden; ohne Zweifel rühren sie vom ehemaligen Begräbnißplatz her, der früher größer war und auch über den Garten sich erstreckte, bei dessen Anlegung man die aufgefundenen Gebeine haufenweise verscharrte. Unterhalb Schwenningen wird ein in die Neckarthalebene hereintretender Hügel „Lukenburg“ genannt, vermuthlich ursprünglich Lugenburg, was auf einen hier bestandenen Späheposten hindeutet. In der Nähe des Neckarursprungs kommt der Flurname „Hofstatt“ vor; hier stand vermuthlich einst ein Hof. Noch ist zu bemerken, daß bei Schwenningen ein Meisel von Bronce, ein sog. Kelt, gefunden wurde.

Für die älteste Geschichte Schwenningens, welches, vor Alters wohl bedeutender, in Ober- und Unter-Schwenningen zerfiel (s. u.), bietet es einige Schwierigkeit, daß nicht sehr weit entfernt einige andere ganz oder fast gleichnamige Orte liegen, nämlich Schweningen, Pfarrdorf, großh. bad. Amts Stetten am Kalten Markt, und Schwaningen, Pfarrdorf, großh. bad. Amts Stühlingen, doch möchte folgendes am richtigsten auf unser Schwenningen bezogen werden.

Der Ort, früher Suuanningas, Suanningen, Suenningen, Schweningen u. s. w. geschrieben, – ein Name, welcher wohl auf das althochdeutsche Swan, neuhochdeutsche Schwan zurückzuführen[1] – wird das erstemal genannt, als K. Ludwig der Fromme den 4. Juni 817 hiesige Einkünfte an das Kl. St. Gallen schenkte. An den Besitz dieses Klosters reihte sich bald derjenige St. Georgens, welcher namentlich durch Schenkungen eines Freien Burkhard und seiner 4 Söhne Hermann, Konrad, Walther und Ulrich in den Jahren 1139 und 1140 begründet wurde, und welcher dem Kloster von den Päbsten Innocenz II. den 14. April 1139 und Alexander III. den 26. März 1179 („Swanningen cum ecclesia et medietate decimarum“) bestätigt wurde. Noch im J. 1535 bestand hier eine St. Georgensche Pflege (Wirt. Urk.-Buch 1, 90. 2, 10. 199. Mone 9, 223. Köhler 161).

Es gab wohl ursprünglich eine adelige Familie, die sich nach dem Orte und einer hiesigen Burg nannte. Die zimmerische Chronik (1, 137. 138) nennt einen Hans von Schwenningen im J. 1247 als Johanniterordensritter und Wiederaufbauer des Ordenshauses zu Rottweil, und sagt auch, daß Albrecht von Zimmern zu und um


  1. Das Ortswappen enthält demgemäß einen Schwan.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 515. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0515.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)