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Markung Rathshausen, erstreckte sich aber auch noch auf die Markung Schömberg und ruinirte daselbst eine Waldstrecke von etwa 60 Morgen auf eine schauderhafte Weise. Die ganze Ausbreitung der Erdrutsche betrug etwa 300 Morgen. Ganze Waldstrecken wurden vorwärts geschoben, wobei die Tannen theilweise aufrecht stehen blieben, andere eine schiefe gegen den Berg geneigte Stellung einnahmen, ein großer Theil aber in der fürchterlichsten Verwirrung über einander stürzten und öfters mit dem Wurzelstock in die Höhe ragten, während sich die Gipfel in den Grund einbohrten.

Finanzrath Paulus wurde damals von dem K. Ministerium des Innern beauftragt, an Ort und Stelle Vorkehrungen zu treffen, damit weitere Verrutschungen unterbleiben. Die Ursache dieser Katastrophe bald erkennend, hat derselbe die auf der Schichtengrenze zwischen den Impressathonen und dem unteren geschichteten weißen Jurakalk sich anhäufenden und hervordringenden Wasser fassen, und diese mittelst angelegter hölzerner Rinnen aus dem Rutschgebiet leiten lassen. Auch wurden die verschütteten Quellen wieder aufgesucht und ihnen freier Ablauf verschafft; hiedurch ist die Ursache der Verrutschung aufgehoben worden. Es wurden nämlich die von oben herabgedrungenen Wasser von den Impressathonen nicht durchgelassen, dieselben aber theilweise erweicht und schlüpfrig gemacht, so daß sie sich nach außen drängten und weiter rutschten, wobei alsdann die über ihnen gelagerten weißen Jurakalkschichten nachstürzten und sich ebenfalls noch streckenweise auf und mit den schlüpfrig gewordenen Thonen fortschoben. Die Jurakalkschichten brachen damals von oben senkrecht ab und die weiße Wand verkündigt jetzt weithin sichtbar die Stelle der Erdrutsche am Plettenberg.

Das Klima ist ziemlich mild, jedoch wird die Gegend von heftigen Winden, Frühfrösten und kalten Nebeln öfters heimgesucht, dagegen kommt Hagelschlag selten vor.

Die Landwirthschaft wird theils im Dreifeldersystem, theils willkürlich mit beinahe ganz eingebauter Brache fleißig betrieben, wobei noch der Wendepflug, die eiserne Egge, theilweise auch die Walze benützt wird. Zur Düngung benützt man, außer den in gut angelegten Düngerstätten gesammelten gewöhnlichen Düngungsmitteln, nur noch die Asche. Zum Anbau kommen von den Cerealien Dinkel, Haber, weniger Gerste, ganz wenig Roggen, Kartoffeln, ferner sehr viel Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Luzerne und Esparsette) und Hanf. Von den Felderzeugnissen werden alljährlich über den eigenen Bedarf nach außen verkauft 800–1000 Scheffel Dinkel, 170 Scheffel Haber und 30 Scheffel Gerste.

Der sehr ausgedehnte Wiesenbau liefert reichlich gutes Futter,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0501.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)