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Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 6 Personen.

Die mittelgroße Markung hat, so weit sie für den Feldbau benützt wird, eine ziemlich ebene, theilweise etwas hügelige Lage und nur die dem Waldbau dienende Keuperterrasse, welche in den östlichen Theil der Markung eingreift, ist steil und bergig. Der ziemlich fruchtbare für die Landwirthschaft benützte Boden besteht theils aus Lehm, theils aus den Zersetzungen der Lettenkohlengruppe und der Gipsmergel; der dem Waldbau dienende Boden hat sich hauptsächlich aus den Zersetzungsprodukten der verschiedenen Keuperschichten gebildet. Ein Tuffsteinbruch besteht zunächst am Ort und nördlich von demselben sind einige Gipsbrüche angelegt. Die in den Jahren 1842–44 angestellten Versuche auf Steinsalz wurden wegen zu großer Hindernisse wieder aufgegeben. Die klimatischen Verhältnisse sind ziemlich mild und die Gegend ist durch ihre niedere Lage vor rauhen Winden etwas geschützt. Frühlingsfröste kommen zuweilen, Hagelschlag selten vor.

Mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanter- und amerikanische Pflüge, eiserne Egge, Dreschwalze) wird die Landwirthschaft fleißig betrieben; man baut die gewöhnlichen Cerealien und Mengfrüchte, Kartoffeln, Futterkräuter und etwas Hanf. Von den Getreidefrüchten können jährlich etwa 1100 Scheff. Dinkel, 30 Scheff. Gerste und 20 Scheff. Haber auf der Schranne in Rottweil abgesetzt werden. Der Wiesenbau steht im richtigen Verhältniß zu dem Ackerbau und liefert im allgemeinen ein gutes nahrhaftes Futter, das im Ort verbraucht wird. Die Wiesen sind durchaus zweimähdig und ohne Wässerung. Die im Zunehmen begriffene Obstzucht ist in ziemlich gutem Zustande und beschäftigt sich hauptsächlich mit späten Mostsorten, Junkersbirnen und Goldparmänen; das Steinobst gedeiht nicht gern. Das Obst wird meist im Ort verbraucht und nur in ganz günstigen Jahrgängen theilweise an Händler abgesetzt. Eine Gemeindebaumschule und 3 Privatbaumschulen sind vorhanden; auch ist ein Baumwart aufgestellt.

Die vorhandenen 215 Morgen Gemeindewaldungen (Nadelholz) ertragen jährlich 45 Klafter und 2000 St. Wellen; der Holzertrag wird, mit Ausnahme von 16 Klaftern Besoldungsholz, zu Gunsten der Gemeindekasse um etwa 300 fl. verkauft. Überdies bezieht die Gemeinde aus der verpachteten Brach- und Stoppelweide 300 fl., aus der Pferchnutzung 250 fl., aus Allmanden, von denen jedem Bürger 21/8 Morgen gegen ein kleines Pachtgeld zur Benutzung überlassen werden, 470–480 fl. und aus verpachteten Gemeindegütern 20 fl.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 476. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0476.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)