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ein Recht, von dem keine einzige Conventfrau Gebrauch machte. Für die eingezogenen Besitzungen erhielt die Äbtissin 1500 fl., jede Conventsfrau, Laienschwester und Novizin 275 fl. jährlichen Leibgedings. Die letzte Äbtissin (s. o.) starb am 16. Mai 1826, nachdem sie am 12. Sept. 1819 mit besonderer Genehmigung bei verschlossenen Kirchenthüren feierlich ihr Jubiläum als Conventsfrau gefeiert hatte; nach dem Tode ihrer Mitschwestern verließ die letzte Klosterfrau, Franziska Gaupp von Grunsheim bei Ehingen, am 24. März 1850 das Kloster mit einem jährlichen Leibgeding von 800 fl. Sie starb erst am 11. Juni 1859. Der in den 50er Jahren von etlichen Geistlichen der Stadt und des Landkapitels Rottweil gemachte Versuch, das Kloster für die Schwestern des Ordens „vom guten Hirten“ anzukaufen und dergestalt wieder zu beleben, scheiterte an der Erklärung der Regierung, die Gebäude und anstoßenden Güter vorerst nicht veräußern zu können.

Geschichte der Saline Wilhelmshall.[1]

Als durch die Erbohrung von Steinsalz bei Schwenningen im Jahre 1823 und durch die ohne Verzug mit mehreren Schweizer Cantonen angeknüpften Unterhandlungen die Bedingungen zur Gründung einer Saline gegeben waren, entstand alsbald auch die Frage über den für eine Salinen-Anlage tauglichen Platz. Hiebei wurde besonders auf die Gegend von Rottweil aufmerksam gemacht und indem man sich zunächst für die Erbauung von Siedhütten bei Schwenningen entschied, wurden gleichzeitig auch 2 Bohrversuche, der eine bei dem Kloster Rottenmünster, der andere bei einem Gipspochwerk im Primthale, etwa 3/4 Stunden von Rottweil und ebensoweit von Neufra entfernt, angeordnet. Das Bohrloch am Kloster, zu Anfang des März 1824 angesetzt, traf am 13. Septbr. dess. Jahres auf Steinsalz, gerade zu der Zeit, als Finanz-Minister v. Weckherlin, der sich so sehr für die Salinen am oberen Neckar interessirte, in Rottweil anwesend war. Am 14. September verkündete Kanonendonner der Umgegend das ihr so wichtige Ereigniß und an Ort und Stelle traf der Minister die zum Bau einer großen Saline nöthigen Anstalten. Eine allgemeine Bestürzung erregte jedoch nach wenigen Tagen der Umstand, daß das Steinsalz nur 5′ mächtig und vorauszusetzen war, daß diese geringe Masse keine nachhaltige Soole geben werde, was sich später auch bestätigte. Dies hielt aber die Anstalten zum Bauwesen keineswegs zurück; denn man hatte von der günstigen Lage


  1. Von Bergrath Xeller.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0335.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)