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nur der Alpirsbacher Pfleghof und der übrige Raum wurde als Garten- und Ackerland benüzt, das zur Zeit einer Belagerung der Stadt den Bewohnern zum Theil die nöthigsten Lebensmittel lieferte. Später wurde der Raum theilweise überbaut und es entstand ein neuer Stadttheil, eine befestigte Vorstadt, der Waldthorort, im Munde des Volks Walterort genannt, durch die gegenwärtig die Neuthorstraße, die Hochthurmgasse und die Flötlinsthorstraße führen. Von der Stelle, wo der nordwestliche Schenkel des Dreiecks an die eigentliche Stadtmauer, die ebenfalls aus großen Buckelsteinen erbaut ward, sich anschloß, bildete eine natürliche tiefe Schlucht, der Nägelisgraben genannt, den Stadtgraben und die nördliche Stadtmauer lief zunächst an der Schlucht hin bis zur nordöstlichen Ecke der Stadt. An dieser Stadtseite stand in der Nähe des ehemaligen Dominikaner-Klosters der Predigerthurm (s. oben) und an der Nordostecke der Stadt steht noch heute der Bockshofthurm, so genannt von den Herren v. Bock, denen der Hof gehörte; von diesem Hof ging ein Thörlein in den Nägelisgraben, wegen seines wilden Charakters auch die Hölle genannt. Von der Nordostecke der Stadt läuft nun die Stadtmauer oben an der steilen und felsigen Neckarhalde hin und macht dort eine starke Ausbiegung bis zum abgegangenen unteren Thor, über dem sich ein starker Thurm erhob, von da macht sie wieder eine Biegung rückwärts und läuft bis an die Südostecke der Stadt. An dieser Ostseite der Stadt stand auf dem schon oben angeführten, gegen den Neckar vordringenden, schroff und felsig abfallenden Vorhügel die abgegangene Vorstadt „Au“; sie war in die untere und obere Au abgetheilt und ebenfalls mit einer starken Ringmauer befestigt, die auf der nördlichen Seite, zunächst dem früheren unteren Thor, den sog. Rankweg hinablief und von der Rankecke in östlicher Richtung am Neckar zu der Bruderschaftsmühle hinzog; von da lief sie bis zur Schömberger Brücke, wo ein Thor stand, weiter den östlichen Thalabhang hinan und schloß sich wieder an die östliche Stadtmauer an. Nach der noch vorhandenen Zeichnung von Merian (s. die Zeichnung) war auch die obere Auvorstadt noch mit einer besonderen Mauer umgeben. Auch war sie von der eigentlichen Stadt durch einen theils natürlichen, theils künstlichen Graben getrennt und mittelst einer Zugbrücke (jetzt steinernen Brücke) verbunden, die gerade an dem unteren Thor hinüber in die Vorstadt durch einen festen Thorthurm führte. Außer diesem Thor, in dessen Nähe die St. Michaelskirche stand, hatte die Vorstadt Au noch zwei weitere Thore mit Thürmen, eines am Rankweg und eines an der Schömberger Brücke. Jenseits der letzteren scheint auf der rechten Seite des Neckars an dem sog. „Bürgle“ ein Brückenkopf bestanden zu haben. In der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0174.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)