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am Vorabend dieses Tages wird „geklöpfelt“, d. i. Erbsen und kleine Steinchen an die Fenster geworfen zur Erinnerung der Kinder, daß der heil. Nikolaus in der Nacht einlegt, d. i. Geschenke bringt. Wenn die Eltern am Vorabende des Nikolaustag Geschenke auf den Markt in Rottweil kaufen, so heißt man dieß „den Klausen stören“. Wie im ganzen Lande, so erhalten auch hier die Kinder an Weihnachten, zum Theil auch am Neujahrsfest, Geschenke von den Eltern, an Ostern zuweilen gefärbte Eier.

Am Neujahrsmorgen wird C. M. B. (die Namen der drei Könige) wieder frisch an die Stuben- und Stallthüren geschrieben. An Lichtmeß werden die Kerzen, und an Maria Himmelfahrt die Kräuterbüschel, in welche man gerne Johanniskraut bindet, geweiht.

Wenn am Vorabend vor Micheli in Rottweil das erstemal die kleine Glocke auf dem Kapellenthurm Abends 7 Uhr geläutet wird, „Micheliläuten“, so nimmt man einander an den Ohren. Bei verdächtigen Gängen zur Nachtzeit wird noch zuweilen dem Verdächtigen Sägmehl oder Sand gestreut.

Wenn Jemand im Haus stirbt, soll man alle beweglichen Gegenstände, namentlich die Bienenstöcke, anders stellen.

Eine Grille im Haus soll Glück bedeuten. Beim Auseinandergehen aus Gesellschaften sagt man „zürnet nüütz“.

Die Volkstracht beginnt auch im diesseitigen Bezirk wie beinahe in allen Gegenden des Landes allmählig zu weichen, und einem geschmacklosen Gemenge von ländlicher und städtischer Mode den Platz zu räumen; namentlich gilt dieß bei der Jugend beiderlei Geschlechts, während ältere Leute häufig noch der ehrbaren Tracht ihrer Voreltern treu geblieben sind. Bei den Männern ist der lange blaue Tuchrock mit stehendem Kragen, kurzer Taille und schwarzen, zuweilen auch metallenen Knöpfen, die am Rücken weit auseinander gesetzt sind, immer noch der allgemeinste. Das Brusttuch besteht meist aus schwarzem oder braunem Manchester, zuweilen noch aus rothem Scharlachtuch mit platten Metallknöpfen, seltener Rollknöpfen. Die schwarzen kurzen Lederhosen trifft man noch sehr häufig, seltener sind die gelben, auch die langen Tuchhosen machen sich allmählig etwas geltend. Die Fußbekleidung besteht aus sog. Rahmenstiefeln, die bis über die Waden hinauf reichen oder aus Bundschuhen, und die Kopfbedeckung vorherrschend aus dem niederen, breitkrämpigen Schlapphut, an einigen Orten aus dem hohen Filzhut (Schlosser), und in Villingen aus der pelzverbrämten Mütze. Der dreispitzige Hut wird hauptsächlich noch in Täbingen getroffen und erinnert dort schon an die Tracht der Unterländer.

Bei den weiblichen Personen unterscheiden sich die Trachten im

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)