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Wäldern, Triften und fruchtbaren Ackergeländen wie eine Reliefkarte ausbreitet und einen Blick über das Gäu, den Schönbuch, die Stuttgarter und Eßlinger Berge, den Stromberg, den Murrhardter und Mainhardter Wald hinweg bis zum Odenwald gestattet. Gegen Westen begrenzt der Schwarzwald das landschaftliche Bild und durch eine weite Einsattelung desselben werden in blauer Ferne die Vogesen in einer beträchtlichen Ausdehnung noch sichtbar. Rückwärts (gegen Süden) gewähren wieder die vielfältig getheilten, scharf geschnittenen Albberge eine wirkliche Gebirgslandschaft, hinter der bei heller Witterung noch die Schweizeralpen erscheinen. Wir verlassen den über 1/4 Stunde lang gestreckten Schafberg und nehmen unseren Weg über den Wenzelstein, einen Felsenkoloß, der sich auf einem Vorsprung des Schafbergs beinahe ringsum senkrecht erhebt und nur an einer Seite beschwerlich zu besteigen ist. Hier stand einst die von den Schweden zerstörte Burg Wenzelstein, von der sich nur noch der rund ausgemauerte Burgbrunnen erhalten hat, aus dessen Tiefe jetzt ein Ahornbaum freudig emporwächst und seine zum Licht gerungene Krone über den Brunnen ausbreitet. Von hier hinunter zu dem anmuthig mit Obstbaumgärten umgürteten Oberhausen, das mit seinem ehemaligen, dem Freiherrn von Cotta gehörigen Schlößchen und den ansehnlichen, im Schweizerstil erbauten Ökonomiegebäuden eine recht freundliche Ansicht bietet. Von Oberhausen ist nach kurzem Weg das überaus schöne Schlichem-Thal erreicht, ein ächtes, zwischen hohen Albbergen und deren Ausläufern sich hinziehendes wiesengrünes Albthal, freundlich belebt von der munteren vielgekrümmten Schlichem. Wir wandern thalabwärts durch Hausen am Thann bis zur Sägmühle, in deren Nähe die Schlichem einen hübschen Wasserfall bildet. Nicht ferne von da befindet sich ein noch bedeutenderer Wasserfall am Sennerwaldbach. Von der Sägmühle unterhalb Hausen ersteigen wir, an der Oberamtsgrenze fortgehend, den kolossalen Plettenberg; nach 1/4 Stunde Wegs erreicht man den eigentlichen Steilabhang des Berges, der sich hier in einen ganz schmalen felsigen Rücken zusammenspitzt, über den ein lebensgefährlich zu begehender Schmalpfad auf die Höhe des Berges führt. Während dieses beschwerlichen Ganges genießt man stets schöne Aussichten, namentlich lassen sich von hier aus die gewaltigen Spuren der im vorigen Jahrhundert an dem Ortenberg und im Jahr 1851 an dem Plettenberg vorgekommenen Bergstürze am besten betrachten. Oben auf dem Plettenberg angekommen, empfangen uns auf der äußersten südöstlichen Spitze desselben zwei hinter einander laufende Quergräben, die letzten und einzigen Reste der hier gestandenen Burg Plettenberg. Von da an erbreitert sich schnell die über eine halbe Stunde lange und beinahe

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0023.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)