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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Michelbach
am Wald,
Gemeinde III. Klasse, 830 Einw., wor. 2 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Pfedelbach eingepfarrt.

Der marktberechtigte, sehr ansehnliche Ort hat in einem wiesenreichen, freundlichen Thale am Fuß der westlichen Ausläufer der Waldenburger Berge eine reizende, geschützte Lage. Das mit üppigen Baumgärten umgebene Dorf selbst ist durch den Michelbach in zwei ansehnliche Gruppen geschieden, welche an die gegen den Bach leicht geneigten Abhänge ziemlich gedrängt, jedoch mit breiten Straßen versehen, hingebaut sind. In dem auf der rechten Seite des Bachs gelegenen Ortstheile befinden sich Kirche, Pfarr-, Schul- und Rathhaus, wie auch die ansehnlicheren Wohnungen des Orts.

Der Ort führt den Beinamen „am Wald,“ obgleich er nicht unmittelbar am Walde liegt, sondern seine nächste Umgebung aus frischen Wiesengründen, fruchtbarem Ackerland und hauptsächlich aus schönen, an den Berggehängen angelegten Rebengeländen besteht, während der Wald (Ohrnwald) erst 1/4 Stunde östlich und südlich vom Ort auf den Höhen und Steilgehängen der Waldenburger Berge beginnt und zur landschaftlichen Schönheit der Umgebung Michelbachs wesentlich beiträgt. Auf dem südlich vom Ort gelegenen Wilfersberg, einem Vorsprung der Waldenburger Berge, erschließt sich dem Auge eine reizende Aussicht über einen Theil des Hohenloher Flachlandes, mit ihren zahlreichen lachenden Ortschaften, unter denen auch die Oberamtsstadt sichtbar ist, und besonders aber in das reizende fruchtbare Steinbacherthal, weßhalb dieser Aussichtspunkt, namentlich zur Zeit der Kirschenblüthe, häufig besucht wird.

Die im Jahr 1611 von Kraft von Hohenlohe-Neuenstein neu erbaute Pfarrkirche, deren Unterhaltung der Patron der Kirche Fürst von Hohenlohe-Oehringen zu bestreiten hat, wurde in den Jahren 1752 und 1785 erweitert und mit einem stattlichen Thurme versehen; auf demselben hängen 3 Glocken mit folgenden Umschriften und zwar auf der größten: Osanna heis ich in Er unser Fraven lut ich, Bernhart Lachamann gos mich 1482; auf der mittleren: aus dem Feuer bin ich geflossen, Johann Georg Lösch in Morsbach in Michelbach gegossen 1789; auf der kleinsten: In Gotes Er leut ich, Bernhart Lachaman gos mich 1505.

Der Begräbnißplatz ist außerhalb (östlich) des Orts an einem leicht geneigten Thalabhange angelegt.

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0267.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)