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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Gnadenthal,


Gemeinde III. Klasse, 572 Einw., a. Gnadenthal, Pfarrdorf, 411 Einw., b. Büchelberg, Weiler, 114 Einw., c. Eichelberg, Haus, 5 Einw., d. Forsthaus, Haus, 13 Einw., e. Vorder-Ziegelhalden, Hof, 10 Einw., f. Winterrain, Weiler, 19 Einw. – Ev. Pfarrei.

An der Grenze gegen das Oberamt Hall, etwa 4 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt, hat Gnadenthal in dem ziemlich tief eingeschnittenen Biberthale, gerade an dem Vereinigungspunkt des Limbachs mit der Biber, eine romantische und zugleich geschützte Lage. Außer den angeführten Gewässern befindet sich im Ort ein Weiher und sehr gutes Trinkwasser ist reichlich vorhanden.

Der Ort ist klein und besteht meist aus minder ansehnlichen Häusern, welche die geringen Vermögensverhältnisse der Einwohner bekunden; der vermöglichste Bürger besitzt nur 20–30 Morgen Felder, während mehrere wegen der kleinen und überdieß sehr parzellirten Markung, wie auch wegen der Abgelegenheit des Orts, genöthigt sind, ihr Auskommen durch Gewerbetrieb zu sichern, wie denn auch ziemlich viele Steinhauer den Sommer über auswärts arbeiten.

Die Hauptgebäude sind die Kirche und das an dieselbe angebaute ehemalige Kloster, jetzt Pfarrhaus. In dem nicht vollendeten Langhaus der Kirche ist die Schule eingerichtet, während der Chor für den Gottesdienst benützt wird. Mit Ausnahme von Büchelberg sind sämtliche zur Gemeinde gehörigen Parzellen, wie auch die Parzellen der Gemeinde Ober-Steinbach: Winterrain, Sailach, Hinter-Ziegelhalden und Sägmühle Filiale von Gnadenthal und gehören in den Schulverband dahin. Patron ist der Fürst von Hohenlohe-Oehringen, der auch das Onus fabricae hat.

Die Kirche entbehrt der Seitenschiffe, hat aber eine ansehnliche Höhe. Ihr Chor ist in der Grundfläche quadratisch und geradlinigt geschlossen. Eine Wand trennt das Schiff in 2 Hälften. Der östliche Theil davon gehört dem priesterlichen Gottesdienst und ist, wie das Chor, spitz eingewölbt; der westliche war durch eine Balkendecke in eine Unter- und Ober-Kirche geschieden, welche letztere selbst wieder nur eine Flachdecke hatte. Die Unter- oder Laien-Kirche hatte drei Pforten im Chore, die obere oder Nonnenkirche (in welche die Schwestern aus ihrem Dormitorium hereintraten), öffnet sich mit einem hohen Mittel- und zwei Seitenspitzbogen in das Chor. Die drei Schiedgurten des Gewölbes sind ungegliedert, die Kreuzgurten aber haben an den schrägen Seitenflächen eine mit Röschen besetzte Kehle. Sie ruhen auf reichen Gesimsen, welche in eine unten mit einfachen

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0226.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)