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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

In Forchtenberg ist geboren der Bildhauer Michael Kern, welcher die Kanzel im Dom zu Würzburg im Jahr 1609 anfertigte.

Standesherrlicher Gutsbesitzer und Patron ist der Fürst von Hohenlohe-Oehringen.

Von dem ehemaligen Schloß stehen noch in Ruinen die auf eine seltsame Weise zusammengefügten Umfassungsmauern; an der westlichen Seite dieser den Hofraum umschließenden Mauern stand das Schloßgebäude, von dem noch die Grundreste, der spitzbogige Eingang und neben demselben ein etwa 30′ hoher, sechseckiger, gegen Innen offener Thurm stehen. Unter dem Schloß befindet sich ein noch wohl erhaltener großartiger Keller. Im Rücken der Burg, auf der von Natur allein zugänglichen Seite, steht ein 30′ hoher und 10′ dicker Burgmantel, der ganz mit Epheu, und oben mit verschiedenen Waldbäumen dicht überwachsen ist, was zur malerischen Ansicht der Burg wesentlich beiträgt. An dem südöstlichen Ende des Mantels steht der Rest eines viereckigen Thurms mit Verließ und außerhalb des Mantels lief quer über dem Bergrücken ein tiefer Graben. Das Innere des ehemaligen Burggrabens dient jetzt als Schießstätte und Wirthschaftsgarten.

Auf der rechten Seite des Kochers soll früher ein Ort Ortenburg gestanden sein, zu dem die Kirchhofkapelle gehört habe; man findet daselbst noch Grundmauern.

Das älteste bekannte Siegel der Stadt mit der Umschrift „Sigillum Civium in Forchtenberg“, das an einer Urkunde vom 25. Sept. 1303 hing, ist weiter nicht mehr bekannt. Das jetzige Siegel ist rund und hat die Umschrift: SIGILLVM DER STATT FORCHTENBERG AM KOCHER. Im innern Kreise ist ein deutscher Schild und darinnen der Erzengel Michael mit dem Schwerte, vor welchem ein Teufel ausgestreckt liegt.

Der Ort Forchtenberg wird zum erstenmale 1240 genannt als Vorhdenberg, (Bobbo de Vorhdenberg. Gudenus Cod. dipl. 3, 674), 1248 Fortinberg, 1283 Forchtenberg und so wechselnd fort und fort. Im Jahr 1298 heißt es oppidum, 1302 heißt es castrumet oppidum und 1303 kommt ein Sigillum civium in Forchtenberg vor. Im 13ten Jahrhundert gehörte Forchtenberg als bischöflich Regensburger Lehen dem Grafen von Dürne (Walldüren im Odenwald)[1],


  1. Zeitschr. des hist. Vereins für das württ. Franken 1847, 19 ff.
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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)